Im Gegensatz zu vielen anderen Revolutionen hat das kubanische Experiment nach 1959 die Landeshauptstadt Havanna nicht nach den Vorstellungen und Werten des neuen Regimes umgebaut, sondern erhalten, was bereits stand – einschließlich der unter Diktator Flugencio Batista errichteten Hotels und Kasinos. Heute ist Havanna nicht nur eine Vitrine moderner Architektur, sondern auch eine Metropole, die immer noch so funktioniert wie damals: Gebäude, Autos, Kabaretts und Kinos aus den 1950er-Jahren stehen immer noch, und die Werte der modernen Bewegung sind weiterhin aktuell. Havanna ist eine Stadt, die von der Postmoderne, dem Dekonstruktivismus oder der Ästhetik des 21. Jahrhunderts scheinbar unberührt blieb. Der Band Havana Modern – Critical Readings in Cuban Architecture bringt nun Architekturhistoriker*innen, Kulturkritiker*innen und Künstler*innen zusammen, die neue Wege aufzeigen, wie die letzte moderne Stadt der Welt begriffen werden kann.

Herausgeber Rubén Gallo erläutert sein Konzept und geht auf die Beiträge des Readers ein; Florian Zeyfang spricht über die Installationen und Filme, die er zusammen mit Lisa Schmidt-Colinet und Alexander Schmoeger realisiert, gefolgt von Ausschnitten aus ihrem Film Institute Above Ground.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Bios

Rubén Gallo ist der Autor mehrerer Bücher über die Kultur des 20. Jahrhunderts, darunter Mexican Modernity – The Avant-Garde and the Cultural Revolution (2005), Freud’s Mexico – Into the Wilds of Psychoanalysis (2010) und Proust’s Latin Americans (2014). Er hat zwei Romane veröffentlicht – Teoría y práctica de La Habana (2017) und Muerte en La Habana (2021) – und arbeitet derzeit an einer Kulturgeschichte des Modernismus in Kuba. Er lehrt an der Princeton University und ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

Florian Zeyfang arbeitet als Künstler und Filmemacher in Berlin, Lisa Schmidt-Colinet und Alexander Schmoeger als Architekt*innen in Wien. Seit 2003 arbeiten sie gemeinsam an der Erforschung der kubanischen Architektur und Kunst durch Publikationen, Ausstellungen und audiovisuelle Installationen. Ihre Arbeiten wurden u. a. in Lissabon, Rio de Janeiro, Havanna, Berlin und Danzig ausgestellt. Ihre Filme wurden auf Festivals wie der Berlinale, der Viennale, dem Kurzfilmfestival Oberhausen und anderen gezeigt. Zusammen mit Eugenio Valdés Figueroa veröffentlichten sie Pabellón Cuba, 4D-4 Dimensions, 4 Decades, ein umfangreicher Reader über Kunst, Architektur und Film in Kuba (2008), das auf einem Ausstellungsprojekt für die 8. Havanna Biennale 2003 basiert, das vom Künstlerkollektiv RAIN (Siggi Hofer, Susi Jirkuff, Lisa Schmidt-Colinet, Alexander Schmoeger, Eugenio Valdés Figueroa, Florian Zeyfang) konzipiert wurde.

Havana Modern – Critical Readings in Cuban Architecture

Rubén Gallo (Hg.),
Mexico City 2023

Beitrag von Guillermo S. Arsuaga, Miguel Caballero, Marco Castillo, Coop HIMMELB(L)AU, Darja Filippova , Rubén Gallo, Carlos Garaicoa, Terence Gower, Andrés Jaque, Sylvia Lavin, Iván L. Munuera, Bart-Jan Polma, Lisa Schmidt-Colinet, Alexander Schmoeger, Mark Wigley, Florian Zeyfang