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Rurbane Landschaften – Perspektiven des Ruralen in einer urbanisierten Welt

Symposium 29.-30. Juni 2017
Bauhaus-Universtät Weimar

Die Tagungsgebühr beträgt 35€. Die Anmeldung ist bis zum 15.5.2017 möglich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Für Studierende der Bauhaus-Universität Weimar gibt ein Kontingent für die kostenfreie Teilnahme (exklusive Verpflegung).

Wir leben in einer urbanisierten Welt. Unsere Perspektive auf die Geschehnisse um uns ist eine urbane – eine Perspektive, die so manche blinde Flecken aufweist. Das Land erscheint aus diesem Blickwinkel lediglich als eine Residualkategorie, problematisiert als Peripherie oder idealisiert als verschwindender Sehnsuchtsort. Doch selbst in einer urbanisierten Welt ist die Perspektive des Ruralen nicht irrelevant. Sie bietet vielmehr die Möglichkeit, auch ihr vermeintliches Gegenstück – das Urbane – neu zu perspektivieren, zu verstehen und zu gestalten. So lassen sich aus der Perspektive des Ländlichen heraus zukunftsfähige, nachhaltige und lebenswerte Räume und Landschaften in Stadt und Land denken und gestalten. Dafür ist es jedoch nötig, bisher ungesehene produktive Beziehungen zwischen dem Urbanen und dem Ruralen aufzudecken und die uns umgebenden Landschaften als veränderliche (Re)Kombinationen urbaner und ruraler Praktiken, Sinnkontexte und räumliche Elemente zu lesen.

Die Universität Weimar fragt nach solchen rurbanen Bildern, den damit verbundenen Narrativen und wie diese speziell in literarischen, künstlerischen und raumentwerfenden Praktiken aufgegriffen und verhandelt werden – und welche Impulse sie ggfs. für die (Neu)Gestaltung rurbaner Lebenswelten liefern.

- Welche Relationen zwischen urbanen und ruralen Lebenspraktiken, Raumbildern und Vorstellungswelten gegenwärtiger rurbaner Landschaften werden in den jeweiligen Imaginationen und Entwürfen (re)präsentiert?

- Welche Vorstellungen eines gelingenden Lebens und nachhaltiger Raumentwicklung sind damit verbunden?

- Wo zeichnen sich Konflikte und Verwerfungen ab?

- Wie können die Möglichkeitsräume rurbaner Landschaften lesbar, beschreibbar, erzählbar und somit auch wahrnehmbar und produktiv nutzbar und gestaltbar werden?

Auf dem Symposium sollen verschiedene disziplinäre Perspektiven der (Re)positionierung und der (Re)präsentation des Ruralen in einer urbanisierten Welt beleuchtet und miteinander ins Gespräch gebracht werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen Darstellungen und Interpretationen sowie praktische Beiträge spezifischer Beziehungsgefüge zwischen dem Urbanen und dem Ruralen in ihren räumlichen Ausprägungen, Konfliktlinien und zukunftsfähigen Gestaltmöglichkeiten.

Anmeldung: www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/institute/ifeu/forschungresearch/rurbane-landschaften/anmeldung/

Programm

Donnerstag 29. Juni 2017

           
09:30-10:30    Auftakt

Begrüßung: Prof. Bernd Rudolf (Dekan Fakultät Architektur und Urbanistik) und Prof. Dr. Barbara
Schönig (Direktorin Institut für Europäische Urbanistik)

Einführung in die Tagung: Jun.-Prof. Dr. Sigrun Langner und Maria Frölich-Kulik, Bauhaus-Universität Weimar

Impuls: Prof. em. Dr. Thomas Sieverts

                   
10:30-12:00    AUFTAUCHEN des Ruralen in einer urbanisierten Welt

Auch in unserer urbanen Welt tauchen immer wieder vielfältige und widersprüchliche Aspekte des Ländlichen auf: zwischen den idealisierten Landbildern in einschlägigen Magazinen und dramatischen Untergangszenarien in raumpolitischen Diskussionen, zwischen dem Land als Bezugsgröße gelebter Solidarität und Gemeinschaft und dem Land als Ort der Ausgrenzung und Kontrolle, zwischen Idylle und Anti-Idylle.
Die aktuell zu beobachtende literarisch-künstlerische Wiederkehr des Ländlichen in den öffentlichen und medialen Diskussionen sowie die diesbezüglichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Analysen deuten daraufhin, dass ›das‹ Ländliche ein wichtiges Kommunikationsfeld für soziale Interaktion, Selbstbeschreibung und Selbstverortung gegenwärtiger Gesellschaften geworden ist.
In welchen Zusammenhängen tauchen Narrative des Ländlichen in literarischen und medialen Repräsentationen und gesellschaftlichen Diskursen auf? Was wird damit anvisiert und gleichzeitig eingeschlossen, was wird unter diesen Vorgaben möglicherweise be-, wenn nicht gar ausgegrenzt? Welche Bedeutungszuschreibungen, Erfahrungsgrundlagen, Sinnkonstruktionen, Traditionslinien, Resonanzräume und Wirkabsichten sind mit einer Bezugnahme auf ›das‹ Ländliche verbunden?

Prof. Dr. Werner Nell, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
„die Hoffnung, dass ‚nichts dazwischen kommt‘“ – Persistenz und Konjunkturen bäuerlicher
Erfahrungen in der (Post-)Moderne               

Stefanie Wittich, Universität Duisburg-Essen
"Letztendlich werden alle zu Schnelleren" Das Rurale als positiver Gegenhorizont zur heterogenen Stadt               

Henri Seel,  Universität Rostock   
„verloren geglaubte solidarische Räume“ – Spuren des Neoliberalismus-Diskurses in der
Stadtflucht-Literatur der Gegenwart

                                           
13:30-15:30   RE-KONFIGURIEREN rurbaner Landschaften

In verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten wird die Beziehung zwischen Stadt und Land neu verhandelt. Stadt und Land werden dabei häufig in einfachen Dualismen und Dichotomien gedacht - auf der einen Seite die fortschrittliche und fortschreitende Stadt auf der anderen Seite das vormoderne, zurückgebliebene und auch weiterhin zurückbleibende Land. Um bisher ungesehene, aber produktive Verbindungen zwischen ›dem‹ Urbanen und ›dem‹ Ruralen aufzudecken, ist es nötig, diese Blick- und Denkweise zu durchbrechen und zu ändern – und die uns umgebenden Landschaften als (Re)Kombination von urbanen und ruralen Praktiken, Strukturen und Sinnkontexten neu zu lesen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn wir die Perspektive(n) des Ländlichen genauer betrachten und auch selbst einmal einnehmen.
Wie ist das Ländliche bestimmbar als das ›Andere‹ der Stadt, in Abgrenzung zum Städtischen – aber eben auch in seinen Verbindungen zur Stadt, als Teil des Städtischen, ja als Stadt?  

Prof. Dr. Marc Redepenning, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Versteckte Geographien des Städtischen und Ländlichen. Zu Trennungen und Verbindungen von Stadt und Land    

Dr. Michael Mießner, Dr. Matthias Naumann, Georg-August-Universität Göttingen, Freie Universität Berlin 
Maßstäbe des Rurbanen. Überlegungen zum Rescaling von Stadt und Land   

Jessica Christoph, Bauhaus-Universität Weimar
Rurban, eine (architektonische) Annäherung an ein Phänomen der Gleichzeitigkeit.    

Hanna Noller, Sebastian Klawiter, Universität Stuttgart 
Stadt/Land Perspektiven       

Jorg Sieweke, paradoXcity
Hic svnt Dracones    

                   
16:00-18:00  LEBEN in rurbanen Landschaften

Politische, ökonomische und kulturelle Unterschiede, die historisch zwischen Stadt und Land bestanden, sind weitgehend verschwunden. Urbane und ländliche Lebensweisen haben sich angeglichen. Die gesamte Gesellschaft ist urbanisiert. Ein urbaner Lebensstil wird unabhängig von bestimmten Raumtypologien gelebt.
In lebenspraktischen Handlungsmustern zeigen sich hybride Formen urban-ruraler Verflechtungen: urbanes Leben auf dem Land und neue Ländlichkeit, aber auch Formen einer wiederkehrenden Dörflichkeit in der Stadt. Wie verbinden sich aus einer alltagspraktischen Perspektive heraus urbane und rurale Lebenswelten, aber auch damit verbundene Bilder und Raumstrukturen zu Elementen eines „Raumgeschehens“ (Hille von Seggern)? In welchen Kontexten wird sich dabei aber auch auf das Rurale als eigenständige soziale Formation mit spezifischen Denkmustern und Lebensweisen bezogen? Was bedeutet es für die Konstruktionen lebensweltlicher Wirklichkeit in eher ländlich-peripheren oder eher städtisch-verdichteten Regionen zu leben?

Prof. em. Dr. Hille von Seggern, Leibniz Universität Hannover, Studio Urbane Landschaften
Raumgeschehen - eine entwerferische Perspektive   

Prof. Dr. Frank Eckardt, Bauhaus-Universität Weimar
Rurbanität als Sozialraum: Jugendliche in der Thüringer Peripherie und die Verhandlung eines urbanen Lebensstils   

Katherin Wagenknecht, Westfälische Wilhelms-Universität Münster   
Dorf ist nicht gleich Dorf, oder: über die praktische Herstellung und Relevanz räumlicher Kategorien im Alltag der BewohnerInnen            

Sabine Rabe, Thomas Gräbel, ARGE Studio Urbane Landschaften - Bildung
„Es ist nicht voll krass, aber anders.“ Jugendliche Bildungslandschaften auf dem Land und in der Stadt

             

20:30-22:30    Abendveranstaltung in Kooperation mit der IBA-Thüringen
Saša Stanišić liest aus: Vor dem Fest und Fallensteller

Im Anschluss Gespräch mit:   
Prof. em. Dr. Hille von Seggern (Studio Urbane Landschaften)       
Prof. Dr. Werner Nell (MLU Halle-Wittenberg)   
Dr. Marta Doehler-Behzadi (Geschäftsführerin IBA Thüringen)
moderiert von Dr. Katrin Schumacher (MDR KULTUR)   



Freitag 30. Juni 2017


09:00-11:00    BEWIRTSCHAFTEN rurbaner Landschaften

Digitalisierung und Energiewende, globalisierte Produktions- und urbane Lebensweisen, aber auch die Suche nach dem „guten Leben“ bilden treibende Kräfte der Transformation des Landes. Damit einhergehende räumliche Veränderungen der Landschaften lassen sich nur in Relation zu globalen Netzwerken denken. Dynamische Veränderungen zeigen sich vor allem in der Bewirtschaftung und Nutzung der Landschaft. Das Land ist vielerorts zu einer hocheffizienten Produktionszone der Agrar- und Bioenergieindustrie geworden. Wie stehen diese räumlichen Entwicklungen im Kontrast zu vielfach verbreiteten Vorstellungen über Zuschreibungen an das Land als landschaftliche, arkadische Idylle bzw. als naturnaher und schützenswerter Raum? Was bedeuten unterschiedliche Nutzungsinteressen für die begrenzte Ressource Land? Welche Konflikte entstehen daraus und wie werden diese verhandelt? Welche neuen Landschaften werden hierdurch entstehen, die wir so noch nicht kennen?        

Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann, Technische Universität München
Landschaftsverträge         

Prof. Philipp Oswalt, Universität Kassel
Die Moderne auf dem Acker  

Dr. Beate Friedrich, Universität Vechta
Politik zwischen Stadt und Land: Die Bedeutung des Ruralen im Streit um Agro-Gentechnik

PD Dr. Ingo Uhlig, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg   
Im Erzählpark. Zum  Aufeinandertreffen von Gegenwartsliteratur und Energiewende
  
                   
11:30-13:30    VERHANDELN rurbaner Landschaften  

Globale Urbanisierungsprozesse verändern sowohl den ehemals städtischen als auch den ehemals ländlichen Raum und führen zu Rekonfigurationen von Handlungs- und Denkräumen auf regionaler Ebene. Sich ändernde Abläufe, Prozesse aber auch Sichtweisen führen zu Identitätssuche und Neu-orientierung. Wie (re)positionieren sich Kommunen und Akteure ländlicher Regionen innerhalb dieses dynamischen gesellschaftlichen und räumlichen Veränderungsprozesses? Welche Bedeutung besitzt dabei Landschaft als verbindendes Element und Bezugsgröße lokaler Selbstverortung sowie bei der Konstruktion regionaler und kollektiver Identitätsräume? Wie können diese Landschaften und ihre Entwicklungsoptionen über Raumbilder und andere informelle Verständigungsinstrumente verhandelt werden?

Prof. Dr. Reinhold Sackmann, Christoph Schubert, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Rurbane Identität. Herausforderungen, Konflikte und Gestaltungsoptionen   

Prof. Dr. Bernd Nentwig, Bauhaus-Universität Weimar
Neue Strategien ländlicher Entwicklungen in China Baumanagement

Dr. Henrik Schultz, Büro Stein+Schultz, Studio Urbane Landschaften
Landluft macht frei? Informell verhandeln mit Raumreisen und Raumbildern.   

Hannes Langguth, Technische Universität Berlin  
Kollaborative Formen post-ruraler (Re)Organisation: Zur Zukunft der alpinen Region Vallagarina im Kontext globaler Urbanisierungsprozesse
  
                   
14:30-16:30    ERFINDEN rurbaner Landschaften

Durch das sich ändernde Verständnis von Stadt und Land und deren Zusammenspiel entstehen auch neue räumliche Vorstellungen, die weder eindeutig städtisch noch eindeutig ländlich sind, sondern beides miteinander verschränken. Entwerferische Herangehensweisen tragen dazu bei, neue Sichtweisen auf urban-rurale Zusammenhänge zu erzeugen, jenseits bekannter Raumtypologien rurbane Landschaften zu erfinden, Möglichkeitsräume rurbaner Landschaften aufzuzeigen und zu kommunizieren.
Wie können "Rurbane Landschaften" heute aussehen? Wie können die Möglichkeitsräume rurbaner Landschaften lesbar, beschreibbar, erzählbar und somit auch wahrnehmbar und produktiv nutzbar und gestaltbar werden?

Dr. Kathrin Wieck, Technische Universität Berlin
Urban-rurale Verknüpfungen    

Anke Schmidt, Büro landinsicht, Studio Urbane Landschaften
Auf der Suche nach dem Land der Zukunft: Rurbane Perspektiven erzählbar machen    

Andy Westner, Technische Universität München
"Gelandet im ländlichen Raum - Neue Entwicklungsimpulse für Gemeinden im urbanisierten Hinterland"   

Dr. Imke Woelk, Büro Imke Woelk und Partner   
Gartenheim - Potential innerstädtischer Nachverdichtung


16:30-17:00    Ausblick        


Veranstalter:

Institut für Europäische Urbanistik (IfEU), Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar
Belvederer Allee 5, D-99423 Weimar

www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/institute/ifeu/forschungresearch/rurbane-landschaften/

Organisation und Ansprechpartner:

Prof. (jun.) Dr. Sigrun Langner, Maria Frölich-Kulik
Bauhaus-Universtät Weimar, Fakultät Architektur und Urbanistik
Professur Landschaftsarchitektur/ -Planung
T: 03643 583255, E: maria.froelich-kulik|at|uni-weimar.de

angeknüpft an das Forschungsprojekt:

Experimentierfeld Dorf. Die Wiederkehr des Dörflichen als Imaginations-, Projektions- und Handlungsraum: www.dorfatlas.uni-halle.de