ARCH+ 137 veröffentlicht erstmalig in deutscher Übersetzung Aufsätze von Robin Evans aus dessen Buch "The Projective Cast. Architecture and Its Three Geometries", in dem er die Rolle der Projektion in der architektonischen Zeichnung untersucht. Wir nennen dieses Heft "Die Anfänge moderner Raumkonzeptionen", weil Evans’ Ausflüge in die Geschichte von einem Kampf zwischen "klassischer" und "nichtklassischer" Architektur berichten, der noch heute als reines Formproblem ausgefochten wird. Evans zufolge ist das Schlachtfeld dieses Kampfs, mindestens zwischen 1500 und 1900, die projektive Zeichnung, in der zum ersten Mal Raum sichtbar wird. Dieser Tatsache schenkte man lange keine Beachtung, deshalb kodifiziert sich während dieser Zeit ein Kanon von Architekturdarstellungen, der Raum nur als zweidimensionales Bild begreift oder mit Objekten und ihren begrenzenden Flächen identifiziert. Mit diesem Kanon manifestierte sich die klassische Architektur.
Indem Evans aber gerade den durch Projektion gebildeten Raum zwischen Architektur und Darstellung untersucht, kritisiert er ihre Gleichsetzung. Denn anders als in der Bildenden Kunst sind die Darstellungen der Architektur nicht mimetisch, sondern haben sich im Zusammenhang mit mathematischen und technischen Fragen herausgebildet...