ARCH+ 167
Kollektive Fußtritte
In den frühen 1960er Jahren benötigte die Architektur einen kräftigen
Tritt in den Hintern – und den erhielt sie auch. Die Stiefel, die
diesen Tritt ausführten, gehörten zu Kollektiven junger Architekten,
die sich zu jener Zeit in einer Reihe von europäischen Städten
zusammengefunden hatten. Die bevorzugten Gebäude der Planungsbehörden
in Großbritannien und auf dem europäischen Festland waren langweilige
Betonwohntürme. Zwischen denjenigen, die für diese neugebaute Umwelt
verantwortlich zeichneten, und denjenigen, die dort leben mußten, gab
es keinen oder jedenfalls keinen nennenswerten Dialog. Die
deprimierende Aussicht, weitere langweilige Gebäude entwerfen zu
müssen, ging manchen jungen Architekten gehörig gegen den Strich. Die
in den neuen Wohnsilos lebenden Jugendlichen konnten Fensterscheiben
einwerfen und Wände beschmieren, wenn sie ihre Unzufriedenheit
ausdrücken wollten. Die jungen Architekten mußten jedoch andere Mittel
und Wege finden, um ihrer Frustration Luft zu machen.