wer mit wem, wo, wie, warum
Ein ARCH+ Heft zum Wohnen ist mit dem merkwürdigen Phänomen konfrontiert, daß Wohnen derzeit wirklich ein Thema ist, die Flut an Veröffentlichungen und die Fülle neuerer Wohnbaubeispiele belegen dies, gleichzeitig scheint es wenig zu geben, das einen wirklichen Neuigkeitswert hat. Die Grundfrage ist seit einem Vierteljahrhundert von gleichbleibender Aktualität, nämlich: Wie korrespondieren die angebotenen räumlichen Lösungen mit den Veränderungsprozessen, denen unsere Gesellschaft unterworfen ist? Und auch diese Veränderungsprozesse selbst sind so neu nicht: Die demographische Entwicklung mit ihren Auswirkungen auf die kleinfamiliale Gesellschaftsstruktur war prognostizierbar, der sozialstrukturelle Wandel und die wachsende Individulisierungstendenz bereits voll im Gange und auch der neoliberale Umbau der Wirtschaft mit den Übergriffen der neuen Arbeitsverhältnisse auf das, was Wohnen und Freizeit einmal bedeutete, zeigte schon sein häßliches Gesicht. Wir sind es so gewohnt, das Wohnen der breiten Masse als Aufgabe staatlicher Lenkung zu betrachten, daß die Frage, wie die Anpassungsprozesse zwischen veränderten Lebensbedingungen und Wohnverhältnissen vonstatten gehen sollen, erst einmal gar nicht auftaucht. Bestimmt nicht nur durch den Entwurf eines Architekten. Was bedeutet das eigentlich, wenn es nach der Deregulierung des Wohnungsmarkts keine “Zuständigkeiten" mehr gibt, keine Stelle, bei der man Forderungen oder Schuldzuweisungen abladen kann? Das berühmte “freie Spiel der Kräfte" mit der unvermeidlichen Benachteiligung Schwächerer? Sicher. Da aber das quantitative Problem der Wohnungsversorgung als gelöst gilt, waren diese ökonomischen Folgen hier nicht von vorrangigem Interesse, obwohl sich die “Wohnungsfrage" im Kontext der neuen Armut für einen Teil der Bevölkerung immer stellen wird. Um auch die Chancen aufzuspüren, die in der Entlassung des Wohnens aus staatlicher Fürsorge liegen, schien es sinnvoll, das Thema vom Standpunkt des Marktes aus zu betrachten. Diese Herangehensweise zieht sich wie ein roter
Faden durch das vorliegende Heft...