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In memoriam Felix Zwoch

Am 16. Februar erschien die Todesanzeige von Felix Zwoch im Tagesspiegel. Außer seinem Namen gab es noch Geburts- und Todesdatum. Mehr nicht.
So lakonisch, wie an ihn erinnert wurde, war er auch. Er war einfach immer da, wenn man ihn brauchte. Anregend, initiativ, arbeitsbesessen. So kannte ich ihn.

Felix Zwoch (1952–2014). Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Kennengelernt haben wir uns in Aachen. Er hat dort studiert. Und ich war seit 1972 Assistent am Assistentenpool, zusammen mit Günther Uhlig, Zoltan Szankay u.a. Mit dem Namen Assistentenpool wird man heute nichts mehr verbinden. Damals war es eines der wenigen realisierten Reformprojekte der Studenten. Der Assistentenpool sollte, so jedenfalls war die Verabredung, durch exemplarische Projekte das Projektstudium vorwegnehmen.
Näher kennengelernt habe ich Felix Zwoch etwa 1975/76. Da es nunmehr fast 40 Jahre her ist, erinnere ich mich nicht mehr genau, wie und wo wir uns kennengelernt haben. Ich habe damals ein Projekt zusammen mit Studenten organisiert – und damit kommt Felix Zwoch ins Spiel –, das wir „Lehrbauspiele“ nannten.
Schon der Name war Anspruch genug. Die Lehrbauspiele sollten sich einerseits in die Tradition des epischen Theaters fügen (vor dem Hintergrund der Brecht–Benjamin-Debatte zum Autor als Produzent), und zum anderen so prosaische Dinge, wie Bürgerbeteiligung, Selbstbau u.a. als Lehrstück inszenieren. Hierzu haben wir versucht, die Architektur als ein politisches Medium einzuführen. In diesem Versuch spiegeln sich unterschiedliche Ansätze. Zum einen die beginnende Postmoderne. Durch Zufall haben wir an der zweiten Gründungsmanifestation zur „Rational Architecture“ in London teilgenommen, zu der Leon Krier ins Art Net von Peter Cook eingeladen hatte. Für uns war das Anspruch genug, sich mit diesen Entwicklungen in der Architektur auseinanderzusetzen. Zum anderen versuchten wir mit architektonischen Mitteln eine politische Alternative zu diesen Entwicklungen in der Gesellschaft (Neoliberalismus) und Architektur (Postmoderne) zu entwickeln.
Mit diesem Beitrag haben wir uns zwischen alle Stühle gesetzt. Den Einen waren wir zu politisch, den Anderen zu unpolitisch. Eine Vermittlung zwischen den Ebenen von Architektur und Gesellschaft war noch nicht möglich. Erst mit der Übersetzung von Progetto e Utopia von Manfredo Tafuri liegen hierzu die ersten Schritte vor. Die Reaktion in Deutschland auf Progetto e Utopia war niederschmetternd, nämlich gleich null. Und so ist es bis heute geblieben (während Tafuri in den USA einer der Heroen ist).
Wir haben die Lehrbauspiele in Aachen praktiziert, im Schloß Morsbroich ausgestellt und in einem langen Beitrag in der ARCH+ veröffentlicht. Bei Durchsicht für diesen Nachruf finde ich den Lehrbauspielbeitrag in ARCH+ 30 weiterhin aufschlussreich.
Nach den Lehrbauspielen hat Felix Zwoch bei der ARCH+ gearbeitet. Ich erinnere mich noch, dass wir an einem Wochenende zusammen mit Marc Fester in der Wohnung von Marc und Sabine Kraft das erste Vorlesungssemester von Julius Posener, ARCH+ 48 , umbrochen haben. Und für die ARCH+ hat Felix später mit Günther Uhlig die Ausgabe „Ein neuer Realismus in der Architektur?“ zusammengestellt: ein Thema, an dem wir gerade wieder arbeiten.
Er hat danach sein Studium beendet, geheiratet und ist Ende der 1970er Jahre als Assistent nach Braunschweig gegangen. Ab 1981 war er dann bei der Bauwelt, später bei der Stadtbauwelt. 2002 bis 2010 war er Chefredakteur der Bauwelt.
In seiner Zeit bei der Stadtbauwelt haben wir die alten Themen der Lehrbauspiele weiterverfolgt, und zwar in zwei Stadtbauweltausgaben und beim „Berlinmodell für Industriekultur“. Das Berlinmodell hatte er angeregt. Leider konnte er aus rechtlichen Gründen nicht weiter mitarbeiten und die Chancen aufgreifen, die Otl Aicher oder Richard Rogers auch für die Stadtbauwelt bedeutet hätten. Die gemeinsamen Stadtbauweltausgaben lauten: „Die vergessene Städtebaureform der 60er Jahre“ (Stadtbauwelt 76) und „Steine sind keine Argumente“ (Stadtbauwelt 80).

Farewell Felix.

Nikolaus Kuhnert