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ARCH+ news

ARCH+ @ MCBW 2015: Social Design

Eine Veranstaltung des ARCH+ Vereins in Kooperation mit der Hans Sauer Stiftung anlässlich der Munich Creative Business Week 2015

23.2.2015, 14-17 UHR
IMPACT HUB MUNICH
Gotzinger Straße 8
81371 München

Exhibition with „Out of the Ordinary“ textiles at Domaine de Boisbuchet, France, in the exhibition “Boro – The Fabric of Life”. Photography: Elif Akçay

THEMA: SOCIAL DESIGN
In den Gestaltungsdisziplinen begegnen wir immer wieder den unfruchtbaren Gegensatz Politik versus Form. In der Ausgabe Think Global, Build Social! hat ARCH+ in der Betonung der Einheit von Form und gesellschaftlichem Gebrauch einen Ausweg aus dieser Dichotomie aufzuzeigen versucht. Denn diese Zweiteilung macht, wie die Architekturtheoretikerin Angelika Schnell betont, „aus Architekten politisch bewusstlose Technokraten oder Ästheten. Umgekehrt geht sie davon aus, dass gesellschaftspolitisches Engagement in der Architektur gleichbedeutend mit Verachtung für ästhetische Fragen sei.“ Anhand der Arbeit von Anna Heringer und Alexander Hagner/gaupenraub+/- sollen in den Vorträgen und in der anschließenden Diskussion die sozialen Implikationen von Gestaltung diskutiert werden. Die Veranstaltung bezieht sich dabei explizit auf die vom „Projekt Bauhaus“ herausgegebene Jahresfrage: Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?

 

REFERENT_INNEN
Anna Heringer beschäftigt sich seit ihrer Zeit als Architekturstudentin an der Kunstuniversität Linz nachhaltig mit dem sozialen Bauen insbesondere in Rudrapur in Bangladesch. Ihre mit ortsüblichen Materialien und in traditioneller Bauweise erstellten Gebäude beziehen immer die Bevölkerung mit ein. Die Partizipation ist ein wesentliches Merkmal ihrer Architektur. Dadurch verwandelt sich das Planen und Bauen als alleinige Aufgabe von Architekt_innen in einen sozialen Rückkopplungsprozess zwischen Entwerfenden und Nutzer_innen.

Ein Projekt, das auf faszinierende Weise Design mit sozialen, ökonomischen und urbanistischen Fragestellungen verbindet, ist das Textilprojekt Out of the Ordinary, das Anna Heringer gemeinsam mit der Modegestalterin Veronika Lena Lang realisiert hat. Es geht auf die Beobachtung zurück, dass Frauen in ländlichen Gegenden von Bangladesch ihre abgetragenen Saris recyceln. Die dabei entstehenden, aus einer Vielzahl farbenfroher Stofffetzen bestehenden Stoffe bilden die Grundlage für zeitgenössische Modeentwürfe, bei der die handwerklichen Fähigkeiten der Frauen von Rudrapur eine zentrale Rolle spielen.

Das Projekt verfolgt das übergeordnete Ziel, den Frauen vor Ort Verdienstmöglichkeiten anzubieten, damit diese nicht in die Textilindustrie in den Ballungszentren abwandern müssen, wo sie meist unter unmenschlichen Bedingungen leben und arbeiten, um die Familien daheim zu ernähren. Das Projekt setzt also an der Wurzel der Landflucht an, nämlich dort, wo die ländliche Armut und die ungleiche Verteilung von ökonomischen Strukturen zu ungewollten Migrationsbewegungen führen. Die Frauen werden in die Lage versetzt, ihre Familien finanziell zu unterstützen, ohne ihre sozialen Netzwerke verlassen zu müssen.

Doch Soziales Design ist nicht nur ein Thema für ferne Entwicklungsländer. Vielmehr ist die kritische Reflexion über die Verbindung von Gestaltung und sozialem Anspruch gerade in unserer auf Besitzstandwahrung durchkontrollierten Konsumgesellschaft notwendiger denn je. Das Projekt VinziRast-mittendrin von Alexander Hagner vom Büro gaupenraub +/- setzt genau hier an. Anhand des Projekts, das gemeinsam mit Studierenden der Universitäten Wien und dem Verein Vinzenzgemeinschaft St. Stefan, der sich für Obdachlos engagiert, entstand, lässt sich zudem diskutieren, dass die Realisierung des sozialen Aspekts von Gestaltung die zivilgesellschaftliche Partizipation voraussetzt.

Beim Projekt VinziRast-mittendrin handelt es sich um die Sanierung und den Umbau eines Altbaus zur Umsetzung eines neuartigen Nutzungskonzepts: Wohngemeinschaften für ehemalige Obdachlose und Studierende, Werkstätten, Veranstaltungsräume und ein Lokal. Diese programmatische Mischung birgt offensichtliches Konfliktpotential in sich, das nicht durch guten Willen der Nutzer_innen allein gelöst werden kann, sondern durch gestalterische Lösungen begegnet werden muss. Schwellen müssen abgebaut werden, damit Begegnung möglich wird, und Räume müssen so gestaltet sein, dass sie das Zusammenleben fördern und Konflikte vorausschauend entschärfen.

Konzept: Anh-Linh Ngo


PROGRAMM

14:00-14:15 Ralph Boch, Anh-Linh Ngo, Begrüßung/Einführung
14:15-14:45 Anna Heringer, Soziales Bauen
14:45-15:15 Anna Heringer, Out of the Ordinary inkl. Modenschau

15 Minuten Pause mit Möglichkeit, sich die Textilentwürfe anzusehen

15:30-16:00 Alexander Hagner, VinziRast-mittendrin
16:00-16:45 Diskussion, Q&A

(ab 17:00 Anschlussveranstaltung mit Studierenden der Universität Aarhus/School of Architecture, der Hochschule Coburg/Fakultät für Design und des Joanneum Graz zum Thema „Design und demografische Herausforderrungen der Stadtentwicklung“)

VERANSTALTUNGSSPRACHE
Englisch


Kooperationspartner: