Die für die Bundesgartenschau 1975 in Mannheim gebaute Mehrzweckhalle gilt als die weltweit größte Holzgitterschalenkonstruktion. Heute, über 40 Jahre später ist die Zukunft der sogenannten Multihalle ungewiss. Ursprünglich als temporäres Bauwerk geplant, wurde sie aufgrund ihrer architektonischen Bedeutung nie abgerissen und im Jahr 1998 unter Denkmalschutz gestellt.
Obwohl bereits mehrfach notdürftig saniert, befindet sich der Bau in einem bedauerlichen Zustand. Für eine Generalsanierung werden 12 Millionen Euro veranschlagt. Trotz des Status als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ beschloss der Gemeinderat der Stadt Mannheim im Juni 2016 mit großer Mehrheit den Abriss der Multihalle, sollte es nicht gelingen, bis Ende 2017 einen bedeutenden Betrag durch Fördermittel, Sponsoring oder ein Crowdfunding zu sammeln.
Die Begründung für den Abriss folgt einem bekannten Argumentationsmuster: zu teuer scheint die notwendige Sanierung der Konstruktion, zu unklar die zukünftige Nutzung. Architektur müsse sich nun einmal selbst legitimieren, wer würde das bestreiten? Doch die kulturelle Bedeutung von Architektur lässt sich nicht mit einer einfachen Kosten-Nutzen-Analyse berechnen, sondern entsteht erst durch die fortwährende Auseinandersetzung, auch wenn diese Jahrzehnte später und eine Portion Geduld und Engagement erfordern sollte. Im Feuilleton entfacht sich daher eine leidenschaftlich geführte Debatte um den Erhalt dieses einzigartigen Gebäudes. Mit diesem Kommentar von Georg Vrachliotis, Professor für Architekturtheorie an der Architekturfakultät am KIT und Ständiger Mitarbeiter der ARCH+, möchte ARCH+ im Vorfeld der von ihm kuratierten und von dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung initiierten Ausstellung „Frei Otto. Denken in Modellen“ im ZKM Karlsruhe die mediale Aufmerksamkeit von einzelnen Details wieder auf die visionäre Kraft, die noch immer von diesem Bauwerk ausgeht, lenken und für den Erhalt der Multihalle werben.