Doch auch im größeren Maßstab war es ein Schreckensjahr, in dem viele Gewissheiten der liberalen Demokratie ins Wanken geraten sind. Diktatur, Faschismus und Nationalismus erscheinen wieder am Horizont, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie werden wieder mehrheitsfähig.
Wir erleben, wie nicht nur eine emanzipatorische Errungenschaft nach der anderen unter Beschuss geraten und schwer beschädigt werden, sondern auch grundlegende gesellschaftliche Normen und Werte. Der Rechtspopulismus erledigt die Umwertung aller Werte nicht mehr mit Kampfschriften, sondern nebenbei mit 140 Zeichen. Die verheerenden Folgen sind bereits spürbar: Lügen und Fakten werden austauschbar. Postfaktisch heißt das dann lapidar, wobei der englische Begriff "post-truth" viel treffender ist.
Was wird 2017 bringen? Zunächst markiert das Jahr unser 50. Gründungsjubiläum. ARCH+ wurde 1967 an der Universität Stuttgart von einer Gruppe von Idealisten gegründet. 50 Jahre danach sehen wir vieles, wofür ARCH+ immer eingetreten ist, in Gefahr. Gerade in solchen Zeiten gilt es, mit Verve für Wahrheit und Wahrhaftigkeit einzutreten. Denn ARCH+ war nie eine bloße Manege für Architekten, sondern immer viel mehr. Wir werden verlässlich das begonnene Werk der Kritik und Aufklärung mit großem Anspruch und in gewohnter Qualität fortsetzen.
Krisenzeiten fordern uns heraus. So werden wir z.B. mit Stephan Trüby und Markus Miessen in der Ausgabe über "Rechte Räume" die Raumpraxis des Rechtspopulismus untersuchen. Daneben stehen u.a. folgende Themen auf der Agenda: "Vietnam 2. Die Rückkehr des Klimas", "Stadtland. Der neue Rurbanismus", "Am Ende: Architektur. 50 Jahre diskursive Praxis", "Projekt Bauhaus 2: Kann Universalität spezifisch sein?". An diesen und weiteren Themen arbeiten wir und unsere Kooperationspartner bereits intensiv. Wir freuen uns darauf, sie mit Ihnen im Rahmen unserer vielfältigen ARCH+ features zu diskutieren.
Bleiben Sie uns treu, damit wir uns treu bleiben können. Abonnieren Sie ARCH+, engagieren Sie sich im ARCH+ Verein, nehmen Sie am Diskurs teil.
Allen, die das schon tun, danken wir sehr herzlich für Ihr Vertrauen und Engagement, besonders unseren Leserinnen und Lesern, Autorinnen und Autoren, Partnern und Förderern. Wir wünschen Ihnen erholsame Tage fernab vom Schreibtisch! Und was wünschen wir uns? Dass die Welt zur Besinnung kommt.
Herzlichst
Ihr
Anh-Linh Ngo