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Call for papers: Norm-Architektur

20. – 22.10.17: Internationales Symposion "Standard Architecture" am DAM, Open Call: Young Researcher Forum, 20.10.17

English Version: Please scroll down

Vom 20.–22. Oktober 2017 findet am Deutschen Architekturmuseum Frankfurt Main das internationale Symposion Standard Architecture statt.

Mit Keller Easterling (Professor of Architecture at Yale University), Alexander Klose (Publizist/ Containerforscher), Markus Krajewski (Universität Basel Professor für Medienwissenschaft), Antoine Picon (Harvard University, GSD, Director of Research), Gernot Weckherlin (BTU Cottbus, Architekturtheorie), Nader Vossoughian (New York Institute of Technology, School of Architecture and Design), Georg Vrachliotis (KIT-Karlsruhe, Architekturtheorie) u.a.

Das detaillierte Programm demnächst unter www.uni-kassel.de/go/norm

Das Symposion findet in Kooperation mit dem Deutschen Architektur Museum statt, die Publikation erfolgt mit und in der Zeitschrift ARCH+

Open Call: Norm-Architektur. Von Jean-Nicolas-Louis Durand zum BIM

Für das Young Researcher Forum am 20. Oktober bitten wir mit diesem Open Call um Vorschläge zu Beiträgen. Erwünscht sind insbesondere Beiträge zu Fragen, wie Normung die architektonische Gestaltung und die Rolle des Architekten beeinflusst. Uns interessieren unterschiedliche Zugänge zum Thema, ob eine kritische Analyse von technischen Entwicklungen und ihren Auswirkungen oder etwa die Befassung mit assoziativen kulturellen Resonanzen von Normungsprozessen in Entwürfen von O.M. Ungers und Superstudio. Aus den Einreichungen werden wir ca. 5 Beiträge bis Mitte Juni auswählen. Die Eingeladene erhalten für die Teilnahme einen Reisekostenzuschuss.

Hierfür sind Abstract und CV als pdf (max 5 MB) bis zum 1. Juni 2017 per Email einzusenden an oswalt(at)asl.uni-kassel.de

Zum Thema

Mit der Aufklärung setzten Vereinheitlichungen und Normierung in Architektur und im Bauwesen ein, um die Bauproduktion zu beschleunigen, zu verbilligen und Qualitätsstandards zu sichern. Die klassische Avantgarde des 20. Jahrhunderts sah in Normierung und Standardisierung als Motoren sozialen und technischen Fortschritts. Auch wenn sich Konzepte für formgebende, gestaltbestimmende Normen wie etwa von Ernst Neufert propagiert, sich weitgehend nicht durchsetzen konnten, gibt es heute mehr Normen als je zuvor. Trotz aller Appellen an kulturelle Spezifizität, prägen Normen Prozesse und Produkte auf der ganzen Welt durch Digitalisierung und Rationalisierung von kognitiven Prozessen. Mit der Einführung von BIM (Building Information Modelling) erfahren diese Verfahren eine zunehmende Relevanz.

Das internationale Symposium am Deutschen Architekturmuseum und die anschließende Publikation in der Zeitschrift ARCH+ befassen sich mit Normierung von Entwurfs- und  Bauprozess und deren Wirkung auf die Architekturproduktion. Veranstaltung und Publikation verfolgen die Entwicklung der Normierung des Bauwesens der letzten 250 Jahre, um sich darauf aufbauend heutigen Entwicklungen wie BIM oder der ISO 9000 zu widmen. Hierbei werden beim Symposion folgende Themenfelder fokussiert. 

Normiert Entwerfen

In der Moderne kommen Verfahren auf, den Entwurfsprozess zu rationalisieren, zu systematisieren und zu beschleunigen. Es sollen mehr Gebäude schneller entworfen werden, und es sollen qualitäts-volle Entwürfe von Leuten mit einfacher Grundausbildung entworfen werden können und es sollen in weitreichenden Hoheitsgebieten Gebäude gleichen Standards realisiert werden. Um dies zu ermöglichen, werden Entwurfshilfsmittel konzipiert, die Entwurfswissen für eine große Zahl von Entwerfern schnell verfügbar und direkt anwendbar machen. Heute entwickeln sich Building Information Modelling-Systeme (BIM) zu Expertensystemen, die mehr als je zuvor mit vorgefertigten Informationen die Planungsprozesse strukturieren.

Normiert Bauen

a) Normierte Bauteile

Nicht zuletzt imaginierte Ernst Neufert die Normung der Architektur vom Kleinen ins Große. Das Vorbild des Erfolgs des kurz zuvor eingeführten Papierformats vor Augen zielte er auf eine durchgehende Maßkoordination und Normierung im Bauwesen, zunächst aufbauend auf dem Oktaedermaß des Mauerwerkbaus. In Systembauten der 1970er Jahre erreichte dieses Denken seinen letzten Höhepunkt, bei dem die Idee der Norm formbestimmend wurde, dem heute ein Pragmatismus gewichen ist. Heute gibt es zwar – national wie international – so viele Baunormen wie nie zuvor, aber deren Festlegungen im Kleinen beeinflussen Form und Gestalt von Bauwerken kaum, abgesehen von einigen – durchaus relevanten – Sonderbereichen. Zu diesen zählen insbesondere Bauteile mit hoher technischer Ausstattung (Küche, Büro) wie temporäre, schnell zu errichtende Bauten (Container, Gewerbebauten). Die Normung der Bauelemente erlaubt, Kosten- und Zeitersparnis bei der Erstellung, Prüfbarkeit und Austauschbarkeit.

b) Normierte Bauprozesse

Während in vormodernen Gesellschaften das Produktionswissen des Handwerks bei den Produzenten lag, hat sich das Wissen mehr und mehr in die Produkte und Regeln verlagert. Die Normierung ermöglicht hierbei, dass Produkte verschiedener Hersteller bzw. Provenienz in ein Gesamtsystem von gesicherter Qualität zusammengefügt werden können und das – z.T. gesetzlich vorgeschriebene – Mindeststandards und Qualitäten bei Produkten verschiedener Hersteller gesichert sind (Qualitätskontrolle und Management). Nicht zuletzt bei der Globalisierung der Bauteilproduktion ist dies relevant. Gleichzeitig dient die Produktionsweise von Gebäuden durch weniger ausgebildete Arbeitskräfte vor allem auch der Kosteneinsparung analog zur Massenproduktion durch Arbeiter und Maschinen. Wie beim normierten Entwerfen geht es beim normierten Produzieren darum, gefundene Lösung in großer Breite durchzusetzen und dabei einen Qualitätsstandard abzusichern. Zugleich behindert dieses System Abweichungen nach oben, qualitativ bessere und neue Lösungen zu finden, welche nicht der Norm entsprechen.

Mit freundlicher Unterstützung von Forschungsinitiative Zukunft Bau – BBSR/BMUB (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung / Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Wüstenrot Stiftung und Pfeiffer Stiftung

Veranstaltet vom Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Prof. Philipp Oswalt, an der Universität Kassel, in Kooperation mit ARCH+, Deutsches Architekturmuseum und projekt bauhaus

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From 20 – 22 october 2017, the international symposium Standard Architecture will be held at the Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt am Main.

Speakers will include: Keller Easterling (Professor of Architecture at Yale University), Alexander Klose (Author/ Container Researcher); Markus Krajewski (Universität Basel Professor für Medienwissenschaft), Antoine Picon (Harvard University, GSD, Director of Research), Gernot Weckherlin (BTU Cottbus, Architekturtheorie), Nader Vossoughian (New York Institute of Technology, School of Architecture and Design), Georg Vrachliotis (KIT-Karlsruhe, Architekturtheorie).

Detailled program soon at www.uni-kassel.de/go/norm

Drawing on the results of the symposium, ARCH+ will publish a special issue dedicated to the topic.

Open Call: Standard Architecture––From Jean-Nicolas-Louis Durand to BIM

With this open call, we are soliciting lecture proposals for the Young Researcher Forum on 20 October 2017. We especially welcome contributions that address how standardization influences architectural design and the role of architects. We’re interested in diverse approaches to the topic—whether the proposal undertakes a critical analysis of technical developments and their ramifications, or instead engages with something like the associative cultural resonances of standardization processes in the designs of O.M. Ungers and Superstudio. We will select around five proposals from the different submissions by mid of June. We can offer a grant for part of the travelling costs.

To submit a proposal, please email your abstract and CV in PDF form (max 5 MB) by 1 June 2017 to oswalt(at)asl.uni-kassel.de

About the symposium’s theme:

Standardization has played a key role in architecture and construction since the Enlightenment. It accelerates building production, reduces costs, and assures quality control, at least in theory. The classical modernists of the 20th century treated standardization and normalization as engines of social and technical progress. Even though concepts for mandatory, form-giving standards—like those proposed by Ernst Neufert—never established themselves, there are more standards today than ever before. Despite appeals to cultural specificity, standards shape processes and products all around the world through the digitization and rationalization of cognitive processes. With the introduction of BIM (Building Information Modeling), these processes are becoming increasingly relevant

Both building elements and processes of design and production are undergoing standardization:

Standardized Design Processes

Modernity has given rise to processes that rationalize, systematize, and accelerate the designing of buildings. More structures need to be built more quickly all the time. Designs are often executed by unskilled or semi-skilled workers. Buildings are being erected in disparate places around the world through the use of identical specifications. To make all this possible, design tools have been created that enable people to generate and implement a great number of design-related tasks simultaneously. Today, Building Information Modeling Systems (BIM) use standardized forms of information to automate planning and design and to supplement human with artificial forms of intelligence.  

Standardized Building Elements 

Ernst Neufert tried to standardize architecture at all scales, from the very small to the very big. Adopting paper formats as his model, he sought to systematize building components using (among other means) his octametric system of dimensional coordination. This project reached its climax in the 1970s, but lost a good deal of its currency in the years thereafter. Today, there are more standards than ever—and they often operate on a national and international level—but their influence on form-making has proven harder to trace. It goes without saying that they continue to shape the design of spaces that have a great number of technical needs and requirements (kitchens and offices, for example), as well as temporary buildings and storage facilities (containers and container ports, for example). 

Standardized Building Processes

While knowledge rested squarely with the individual producer in premodern societies, it can be said that it is anchored today in objectified rules and specifications, many of which are sanctioned by liability concerns and multi-national contractual agreements. Arguably, standardization ensures that products that are manufactured by different companies are in fact compatible. This is important where the manufacturing of building components is concerned.  According to some, however, it can also stifle innovation and compromise the exercise of know-how and common sense.  

Supported by Forschungsinitiative Zukunft Bau – BBSR/  BMUB (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung / Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Wüstenrot Stiftung and Pfeiffer Stiftung

Organized by the Department of Architectural Theory and Design, University of Kassel in cooperation with ARCH+, Deutsches Architekturmuseum, and project bauhaus