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Willst du wirklich wohnen wie deine Mutter?

Ausstellung: 9. Dezember 2017 - 18. Januar 2018,
Eröffnung: Freitag, 8. Dezember 2017, 18.30 Uhr
Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18-19, Berlin

Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18.30 Uhr und So-Mo 13-17 Uhr
Sonderöffnungszeiten: Samstag, 9. Dezember 2017, 13-17 Uhr

Eines der wiederkehrenden Themen von ARCH+ war und ist das Wohnen. Denn es gibt kaum ein politischeren Zugang zur Architektur als über das Wohnen.ARCH+ 229:

Anh-Linh Ngo: Ein zentrales Feld der politischen Arbeit war für Euch das Wohnen und die Stadtteilarbeit, auch im Zusammenhang mit der Stadterneuerung, gegen die sich ab Mitte der 1970er-Jahre eine massive Protestbewegung organisierte. Wie hat sich dieser Diskurs entwickelt?

Nikolaus Kuhnert: Einerseits begannen die Erfahrungen der Studentenbewegung mit neuen Wohnformen in die Disziplin zurückzustrahlen. Dadurch, dass das Wohnen im Zusammenhang mit Geschlechterbeziehungen, der Frauenbewegung, der Kindererziehung diskutiert wurde, blieb es nicht nur ein Teil des privaten Lebens, sondern wurde politisch. Andererseits waren Wohnen und Stadtteilarbeit der erste Schritt, der die Studentenbewegung aus der Universität herausführte. Zur selben Zeit begann in den Bürgerinitiativen auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Wohnens, beispielsweise mit den Wohnkonzepten des Deutschen Werkbundes.

Ausstellung Willst du wirklich wohnen wie deine Mutter?

Zur Eröffnung sprechen
Dr. h.c. Kristin Feireiss
,
Aedes Architekturforum, Berlin
Anh-Linh Ngo,
ARCH+, Berlin
Anna Popelka & Georg Poduschka
, PPAG architects, Wien

Mit dem Fokus auf zukunftsweisende Wohnformen zählt PPAG architects zu den führenden Protagonisten zeitgenössischer Baukunst in Österreich. Seit 1995 arbeitet das von Anna Popelka und Georg Poduschka gegründete Wiener Architekturbüro mit dem Anspruch, durch innovative Lebensräume eine Weiterentwicklung unserer Gesellschaft zu stimulieren. ‚Willst du wirklich wohnen wie deine Mutter?‘ zeigt ein 1:1 Modell ihrer Idee einer elastischen Raumkonfiguration für eine Wohnung. In der Installation finden sich Pläne, Zeichnungen und Filme über geplante und realisierte Gebäude von PPAG, darunter Wohnbauten sowie städtebauliche Projekte in Wien und Berlin. Die Ausstellung vermittelt neue und spannende Lösungen, die den Ansprüchen vielfältiger Lebensweisen und -phasen gerecht werden.

Fragt man einen beliebigen Wohnbauträger nach seinen Vorstellungen und Zielen, dann bekommt man in ganz Europa im Grunde dieselbe Antwort: Einraumwohnungen, Zweiraumwohnungen, Dreiraumwohnungen, Vierraumwohnungen: Nur die Prozentangaben variieren. Visionäre Ideen für das Zusammenleben sind darin nicht enthalten. Die Wohnung selbst ist in Europa seit der Moderne weitgehend standardisiert. Die Größen der einzelnen Wohnungstypen ebenso wie der Grundriss.

Aber was kann die Wohnung zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beitragen? Jede Wohnung ist eine Propagandamaschine für eine Lebensweise. Sind wir wirklich so gleich, dass wir uns so gleiche Wohnungen wünschen? Oder sind wir so gleich, weil wir in so gleichen Wohnungen leben? 

Wollen wir das? Geht es auch anders? Wie sieht dann die Stadt aus? Wollen wir uns mit den Typologien der Gründerzeit begnügen?

Willst du wirklich wohnen wie deine Mutter? zeigt das abstrakte 1:1 Modell der Idee von einer elastischen Wohnung. Diese 54 Quadratmeter sind nicht die Lösung der Wohnungsfrage, aber eines von vielen denkbaren Angeboten eines wirklich heterogenen Wohnungsmarktes. 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Rund um einen großen Wohnraum sind acht kleine Zimmer angeordnet. Drei davon sind belegt: Küche, Bad, Abstellraum. Die fünf weiteren können als Erweiterungsnische des Wohnraumes, als eigenständiges Zimmer oder zusammengelegt als größeres Zimmer genutzt werden. Das Professorenehepaar wohnt im gleichen Wohnungstyp wie die fünfköpfige Familie. Zieht dort der Sohn aus, kann sein Zimmer als Arbeitsnische genutzt werden. Eine Wohnung ist damit nicht mehr für eine bestimmte Bewohneranzahl konzipiert, sondern kann überbelegt ebenso wie unterbelegt effizient genutzt werden.

Die aus Sperrholzplatten gebaute Ausstellungsinstallation ist außen roh wie eine Kulisse, innen komplett ausgestattet, als Wohnung erlebbar. Im und um das Wohnungsmodell geben Pläne, Zeichnungen und Filme Einblicke in gebaute und ungebaute Projekte von PPAG. Darunter befinden sich die Slim-City in der Seestadt Aspern in Wien, der Beitrag zu Urban Living – Kooperative Ideenwerkstatt zur Zukunft des Wohnens (Berlin-Neukölln), die für das MuseumsQuartier Wien entwickelte Hofmöblierung Enzi, das in Wien realisierte Siegerprojekt des Wettbewerbs Europan 6 sowie städtebauliche Entwürfe für Berlin-Tegel und Berlin-Marzahn. Die Projekte beweisen, dass preisgünstiger aber qualitätsvoller und zukunftsfähiger Wohnungsbau machbar ist.

Über PPAG architects
PPAG wurde 1995 von Anna Popelka und Georg Poduschka in Wien gegründet. PPAG verstehen Architektur als eine eigenständige, kulturelle Disziplin wie Literatur und Musik, die auf Nutzer und Gesellschaft eine unmittelbare, körperliche Wirkung entfaltet. Seit über 20 Jahren konzipieren und realisieren PPAG innovative Lebensräume: ‚Mit dem ewig gültigen Ziel, dass das Morgen (noch) besser wird als das Gestern und Heute‘.

Begleitveranstaltung zur Ausstellung
Freitag, 12. Januar 2018, 18.30 Uhr
Aedes Architekturforum

Willst du wirklich wohnen wie deine Mutter?
Wohnzimmergespräch

Es sprechen
Kaye Geipel
, Bauwelt, Berlin
Christian Kühn
, Technische Universität Wien 
Anna Popelka & Georg Poduschka
, PPAG architects, Wien

Moderation
Maik Novotny
, Architekturkritiker, Wien

Anmeldung unter reply[at]ancb.de