Die Fertigstellung des im Konzeptverfahren entstandenen Wohn- und Ateliergebäudes eröffnet die Möglichkeit, eine Reihe aktueller Fragen und Diskurse am gebauten Objekt zu diskutieren: von stadtpolitisch bedeutsamen Ideen für alternative Ökonomien der Stadt über die Frage der Ko-Produktion bis zur Handlungsmacht der Architektur als Commoning-Prozess. Für einen Abend wird das von den Architekten ifau und HEIDE & VON BECKERATH gemeinsam mit einer Genossenschaft und den Bewohnern realisierte Gebäude zur Bühne für die Verhandlung privater, gemeinschaftlicher und öffentlicher Belange.
Das Projekt beruht auf einem konzeptgebundenen Vergabeverfahren für das Gelände der ehemaligen Blumengroßmarkthalle in Berlin-Kreuzberg, die heute als Erweiterung des Jüdischen Museums an der Lindenstraße dient. Initiiert von den Architekten, der Selbstbaugenossenschaft Berlin eG und einer Kerngruppe zukünftiger Bewohner wurde es ausgehend von einem grundlegenden Konzept über den Entwurf und die Realisierung gemeinsam weiterentwickelt und ausdifferenziert. Die Architektur des Gebäudes integriert – strukturell, räumlich und programmatisch –, in dem sie genossenschaftliche Wohn- und Atelierflächen, Ateliers und Wohnungen im Eigentum, Wohnungen für einen sozialen Träger, Gewerbeflächen und Gemeinschaftsräume miteinander vereint. Sie beruht auf drei horizontalen und über zwei Treppenhäuser verbundenen Erschließungswegen sowie auf dem Verhältnis zwischen der Gebäudehülle und fünf innenliegenden Lichthöfen. Eine der horizontalen Erschließungsachsen befindet sich als Rue intérieure in der Gebäudemitte und erlaubt durch ihre Lage nicht nur unterschiedliche und kombinierbare Grundrisstypen sondern auch formelle und informelle Begegnungen der Bewohner untereinander sowie Nachbarschaften an den vertikalen Lichthöfen.
Das Gebäude ist bewohnt – lange, bevor es bezogen wird. Die Aneignung beginnt mit der gemeinsam verantworteten Entwicklung des Projektes und geht unmittelbar in den Gebrauch über. Hier verbinden sich Ökonomien, Biografien und Situationen zu einem Geflecht von Beziehungen, individuellen und gemeinschaftlichen Motiven. Das ARCH+ features eröffnet multiple Zugänge, die diese Beziehungen erschließen und aufschließen können. Das Integrative Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt ist Teil des Atlas of Commoning – Orte des Gemeinschaffens, einer Ausstellung des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit ARCH+, die vom 23.6. bis 26.8.2018 im Kunstraum Kreuzberg / Bethanien gezeigt wird.