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ARCH+ news

projekt bauhaus Werkstatt / Datatopia

30. August bis 2. September 2018
Floating University, Lilienthalstraße, 10965 Berlin-Kreuzberg

Grafik: Meiré und Meiré

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Zum Ticketvorverkauf 

 

Nach „Vorkurs: Vom Bauhaus zum Silicon Valley“ im vergangenen Jahr belebt projekt bauhaus in diesem Sommer die Werkstattstruktur des Bauhauses wieder, um das emanzipatorische Potenzial von Technologie zu erkunden, die Idee des Fortschritts zu hinterfragen und eine Kritik der Gegenwart mithilfe von Gestaltung zu formulieren. Angeleitet von herausragenden Expert*innen aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Soziologie, Philosophie, Informatik, Medien, Technikgeschichte, Wissenschaftstheorie sowie Kunst wird projekt bauhaus mit einer Reihe von Werkstätten, die von öffentlichen Vorträgen, Ausstellungen, künstlerischen Performances und zwanglosen Treffen begleitet werden, vier Tage lang die Floating University bespielen.

 

projekt bauhaus Werkstatt:
Infragestellung der zeitgenössischen Vorstellung von Fortschritt

Die klassische Avantgarde glaubte an Fortschritt, eine bessere Zukunft und an Verbesserung durch Innovation. Mittlerweile hat das Neue seine Unschuld verloren. Heutzutage sind „Utopien“ eher auf Entschleunigung (Slow Food, Urban Gardening usw.) und Bewahrung (Klimaziele, Schutz der Umwelt und Kultur) ausgerichtet. Während die immer schneller werdenden kapitalistischen Prozesse oft als problematisch empfunden werden, negieren viele (vor allem konservative) Kritiker diese Problematisierung oder lehnen sie ab. Ist der Fortschritt noch emanzipatorisch und sind Schutz und Erhaltung reaktionär? Oder liegen die Dinge grundsätzlich ganz anders? Die Forderung des Akzelerationismus, die Allianz zwischen emanzipatorischen Zielen und technischen und wissenschaftlichen Fortschritten zu erneuern, hat zu der Debatte geführt, ob diese Verbindung ihr Versprechen einhalten kann oder die Emanzipation auf die Mittel der Kritik und der Abweichung zurückgreifen muss. Außerdem schaffen Technologie und Finanzkapitalismus neue geopolitische Ordnungen, verschieben ideologische Narrative und verändern gesellschaftliche Systeme. Doch wissenschaftliche und technische Fortschritte führen in der Gesellschaft nur zu eingeschränkten sozialen Verbesserungen. Daher muss die Frage gestellt werden: Entstehen die gegenwärtigen, rückwärtsgewandten politischen und ideologischen Trends trotz oder wegen der Fortschritte in der Informationstechnologie? Welche zeitgemäßen Modelle einer kulturellen Praxis gibt es, die Technologie und Wissensproduktion unter Aspekten des gesellschaftlichen Fortschritts als globales Ganzes betrachten? Wie kann solch eine Praxis gestaltet und kommuniziert werden? Wie kann sie in der Öffentlichkeit verbreitet werden?

projekt bauhaus hat internationale Teams aus Praktikern und Theoretikern aus unterschiedlichen Disziplinen eingeladen, das emanzipatorische Potenzial von Technologie, die Dekolonisierung des Fortschrittsgedankens und die Kritik der Gegenwart durch Gestaltung auszuloten. Vier Tage lang werden die Gäste und Teilnehmer ihre Ansichten über den aktuellen Forschungsstand in Werkstätten, Vorträgen, Ausstellungen und Performances austauschen. projekt bauhaus Werkstatt zeigt darüber hinaus künstlerische Interventionen, die speziell zu diesem Anlass von Morehshin Allahyari, Olaf Nicolai und Brave New Alps entwickelt wurden. projekt bauhaus Werkstatt findet in der skulpturalen und performativen Floating University statt, die von raumlaborberlin als experimentelles und interdisziplinäres Labor der Wissensproduktion entworfen und initiiert wurde.

 

Datatopia, eine Summer School in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Architekturtheorie am KIT Karlsruhe Institute of Technology

Zurzeit tauchen Gesellschaftsformen, Denkweisen und Lebensarten auf, die ohne den Computer nicht fassbar wären. Datenbasierte Prozesse, in denen Orte, Objekte, Formen, Oberflächen und Materialien, sogar der menschliche Körper, kodiert, transkodiert und rekodiert werden, führen zu wiederkehrenden Prozessen einer umfassenden Datafizierung der Gesellschaft und stellen dabei die kulturellen, politischen und ökonomischen Werte- und Produktionssysteme infrage. Wie wird sich beispielsweise der Arbeits- und Produktionsraum verändern, wenn menschliches materielles und kognitives Handeln immer mehr von Automatisierungssystemen, künstlicher Intelligenz und Robotern übernommen wird? Die daraus entstehende technologische Unruhe erfordert nicht nur das hypothetische Denken in Szenarien, sondern auch innovative Methoden, um die zukünftige Big-Data-Gesellschaft zu gestalten: „Datatopia“.

Im Rahmen von projekt bauhaus Werkstatt erforscht die Datatopia Summer School diese Themen in international zusammengesetzten und interdisziplinären Studios. Postgraduierte aus aller Welt sind eingeladen, über die gegenwärtigen Bedingungen von Information und Technologie nachzudenken und ihre Ideen und Forschungen zur Diskussion zu stellen. Aufbauend auf aktuellen Erkenntnissen aus Architektur, Stadtplanung, Soziologie, Philosophie, Informatik, Politik, Medien, Technikgeschichte sowie Kunst- und Wissenschaftstheorie beschäftigen sie sich mit neuen ästhetischen, räumlichen, sozialen und politischen Kulturformen, die aus einer auf Daten basierenden Gesellschaft entstehen könnten. Die Studios werden die gegenwärtigen künstlerischen und theoretischen Strategien der Visualisierung und Erfahrbarmachung sowie die Diskurse rund um Big-Data-Technologien in den Blick nehmen, um diese Strategien der Zivilgesellschaft und der Öffentlichkeit frei zugänglich machen zu können. Das Ziel der Datatopia Summer School ist die interdisziplinäre Entwicklung innovativer Gestaltungsstrategien, um so konkrete gesellschaftliche Auswirkungen abstrakter technischer Abläufe offenzulegen und sie greifbar und verständlich zu machen.

Die Werkstätten der Datatopia Summer School werden von Armen Avanessian & Victoria Ivanova ko-kuratiert und von Beatriz Colomina, Mark Wigley & Iván López-Munuera; Keller Easterling & Alliance of Southern Triangle (Diann Bauer und Patricia Margarita Hernández); T’ai Smith & Ida Soulard; Eyal Weizman & Ines Weizman; Benjamin H. Bratton & Nicolay Boyadjiev geleitet.

Die Ergebnisse der Datatopia Summer School sowie des projekt bauhaus Werkstatt werden in einer ARCH+ Sonderausgabe veröffentlicht.

 

PROGRAMM

Donnerstag, 30. August

11 Uhr Haupthalle: Begrüßung und Einführung
Christina Landbrecht (Schering Stiftung), Cora Schaffert-Ziegenbalg (VolkswagenStiftung), Anh-Linh Ngo, Armen Avanessian, Victoria Ivanova (projekt bauhaus Werkstatt); Georg Vrachliotis (Datatopia Summer School); Benjamin Foerster-Baldenius (Floating University)

15 Uhr Haupthalle: Public Time
Undoing the Bauhaus: Perversions and Performances
Beatriz Colomina & Mark Wigley mit performativen Interventionen von Studierenden der Princeton University und der Columbia University

19 Uhr Haupthalle: Dialog
Armin Linke im Gespräch mit Georg Vrachliotis

 

Freitag, 31. August

15 Uhr Haupthalle: Public Time Vortrag
Bauhaus Trends
T'ai Smith

17 Uhr Haupthalle: Public Time Vortrag
Medium Design
Keller Easterling

19 Uhr Haupthalle: Public Time Vortrag
Forensic Architecture
Eyal Weizman

 

Samstag, 1. September

15 Uhr Haupthalle: Public Time Werkstatt
Parading for Commoning
Brigade Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung mit Studierenden der HfbK

17 Uhr Tempelhofer Feld: Public Time Parade
Parading for Commoning
Brigade Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung mit Studierenden der HfbK

19 Uhr Haupthalle: Public Time Vortrag
„The Whole Age of Computer Has Made It Where Nobody Knows Exactly What’s Going on“:
Ein Update zu „The Stack“

Benjamin H. Bratton

20.30 Uhr Haupthalle: Performance
The Bauhaus Files. Silent Partners
Olaf Nicolai

 

Sonntag, 2. September

10–13 Uhr In der Floating University
Datatopia Summer School

15 Uhr Haupthalle: Debatte
Abschluss der Datatopia Summer School mit allen Teilnehmern und Georg Vrachliotis, Leiter der Summer School, Lehrstuhl für Architekturtheorie am KIT Karlsruhe Institute of Technology

17 Uhr Haupthalle
Hot Terms!
Das Floating University Lexikon wird entwickelt mit Gilly Karjevsky

19 Uhr Plattform: Performance
Breaching Towards Other Futures
Morehshin Allahyari und Shirin Fahimi

 

Permanente Installationen

10–22 Uhr Urban Forest: Installation/Video und Leseraum
Breaching Towards Other Futures
Morehshin Allahyari

Reader und Dokumentation
Reading Unfinished Processes
Brigade Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung mit Studierenden HfbK

 

Täglich

10–13 Uhr Auf dem Gelände der Floating University
Datatopia Summer School

14–15 Uhr Haupthalle: Quick Talks

14–15 Uhr Auf dem Gelände der Floating University
Bauhauswelle
Ivan L. Munuera & Paula Vilaplana

10–22 Uhr Fotoautomat
Studierende der Princeton University und der Columbia University

Drop Bar
Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin

 

DETAILS

Tagesticket: 5 Euro
4-Tages-Pass: 15 Euro
Limitierte Platzzahl
Aufgrund der hohen Nachfrage, werden nun auch Karten im Vorverkauf angeboten.

Die Veranstaltungen werden in englischer Sprache abgehalten.
Das detaillierte Program sowie weitere Informationen zu den Beteiligten finden Sie auf www.projekt-bauhaus.de.

Künstlerische Leitung: Jesko Fezer, Christian Hiller, Anh-Linh Ngo, Philipp Oswalt, Joanne Pouzenc, Jan Wenzel; Ko-Kuratoren von projekt bauhaus Werkstatt: Armen Avanessian, Victoria Ivanova; Leiter der Datatopia Summer School: Georg Vrachliotis, Lehrstuhl Architekturtheorie des KIT; Programmkoordination: Joanne Pouzenc; Projektmanagement: Katja Szymczak

  

Projekt Bauhaus


Getragen von:

ARCH+ Verein zur Förderung des Architektur- und Stadtdiskurses


Gefördert im Fond Bauhaus heute der:

   


Gefördert von:

Bundeszentrale für politische Bildung

Schering Stiftung


Partner von:

 

Datatopia Summer School in Kooperation mit   



 

 

Gefördert von