Konferenzen befragen das kritische Potential des Bauhauses heute:
political imaginista diskutierte am 16. März Strategien des Widerstands gegen die neue Rechte sowie Fragen zu Internationalismus, kultureller Aneignung und der Politisierung von Kunst, Technologie und Popkultur.
A New School, die zweite Konferenz am 11.–12. Mai, diskutiert das Bauhaus anhand von Beispielen aus China, Indien, Marokko, Nigeria und den USA, im Kontext der Entwicklung einer experimentellen Kunst- und Designpädagogik über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg.
Am Vorabend der Konferenz A New School, am Freitag, den 10. Mai 2019 um 19 Uhr, findet in Kooperation mit bauhaus imaginista im ARCH+ Salon The Most Beautiful Campus in Africa in der Friedrichstraße 23A in Berlin eine Filmvorführung und Buchpräsentation statt. Der Film des Architekten Zvi Efrat portraitiert Arieh Sharons Universitätsbau in Nigeria, und in Efrats Buch The Object of Zionism. The Architecture of Israel untersucht er ausführlich und kritisch, welche Rolle und Programmatik die Architekturen und Siedlungsprojekte von Arieh Sharon im Prozess des Aufbaus des neuen Staates Israel spielten.
Anschließend Diskussion mit den Expert*innen:
Bayo Amole (Prof. für Architektur, Obafemi Awolowo University, Ile-Ife, Nigeria)
Mujidat Olubola Babalola, (Prof. und Dean, Faculty of Environmental Design and Management, Obafemi Awolowo University, Ile-Ife, Nigeria)
Babatunde E. Jaiyeoba (Prof. für Architektur, Obafemi Awolowo University, Ile-Ife)
Marion von Osten (Künstlerische Leitung bauhaus imaginista, Berlin)
Christian Hiller (Redakteur ARCH+, Berlin)
Mehr zum ARCH+ Salon: The Most Beautiful Campus in Africa
Konferenz A New School im Haus der Kulturen der Welt
11.–12. Mai 2019
Panels: Sa 11.5. 11–20.30h (Eintritt frei)
Workshops: So 12.5. 14–18.30h (Eintritt frei, mit Anmeldung, beschränkte Platzzahl)
Die Konferenz untersucht pädagogische Konzepte in Brasilien, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Nigeria, Ruanda und den USA sowie ihre Relevanz für die zeitgenössische Bildung. Ausgehend von der progressiven Ausrichtung dieser Konzepte untersuchen Panels und Workshops, ob die heutige Kunst- und Designausbildung auf ein soziales Projekt hin ausgerichtet werden kann statt Finanzmodellen zu entsprechen. Drei Workshops nehmen die Ausbildung in zeitgenössischer Kunst und Gestaltung in den Blick, und stellen haptische, manuelle und praktische Prozesse in den Vordergrund, die - obwohl ebenso wichtig - oft von einem kognitiven Ansatz überschattet werden. Die Workshops untersuchen, welche Wege kollektiven Lernens und der Selbstorganisation im Zeitalter globaler Vernetzung bedeutsam sind und welche neuen Wissensformen und Handlungsweisen es braucht, um gegenwärtigen Herausforderungen zu begegnen.
PROGRAMM SAMSTAG, 11. Mai
Auf Englisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche
Eintritt frei
11h Einführung
Marion von Osten und Grant Watson, Kurator*innen bauhaus imaginista
11.30–13.30h Panel 1
Moving Away from Bauhaus and Ulm: The Evolution of the Foundation Program at the National Institute of Design, Ahmedabad
Suchitra Balasubrahmanyan
A Virtual Cosmopolis: The Bauhaus and Khala Bhavan
Partha Mitter
Muriel Cooper at MIT and the Persistence of the Bauhaus
Robert Wiesenberger
Form-giving is movement, action. Form-giving is life” (Paul Klee) – Towards a Tangible Pedagogy
Regina Bittner
14.30–16.30h Panel 2
On Misunderstandings and Translations: Copies from the Past or Inspiration for the Future?
Eduard Kögel
The Legacy of Arieh Sharon’s Modernist Architecture at the Obafemi Awolowo University in Ile-Ife Nigeria
Bayo Amole
A Postcolonial Learning Space: The New Culture Studios in Ibadan, Nigeria
Demas Nwoko
The Experience of Lina Bo Bardi´s Museum of Popular Art and Her School of Industrial Design and Crafts in Bahia, Brazil
Anna Carolina Bierrenbach
17–19h Panel 3
The African Design Centre, Rwanda
Christian Benimana
Post-Architectural Circuit Diagrams
Mark Wigley
Collapsing New People: Self-fashioning in the Leeds Art Experiment
Gavin Butt
19h Abschlussdiskussion
Mit den Beitragenden, Moderation: Grant Watson und Marion von Osten, Kurator*innen bauhaus imaginista
PROGRAMM SONNTAG, 12. Mai 2019
Eintritt frei, mit Anmeldung:
Aufgrund begrenzter Kapazitäten (20 Plätze je Sitzung) bitte zum gewünschten Workshop (1, 2 ODER 3) mit kurzer Erläuterung zum Interesse am Thema (ca. 50 Wörter) anmelden unter: anewschool@hkw.de
14–16h Einführung
Marion von Osten und Grant Watson, Kurator*innen bauhaus imaginista
Workshop 1: Über das Körperwissen
Hosts: Yael Davids
Respondent: Regina Bittner, Leiterin Akademie, Stellvertretende Direktorin Bauhaus Dessau
Der Workshop diskutiert die Schriften der Bauhaus-Textilkünstlerin und Designerin Otti Berger, mit besonderem Fokus auf ihren Essay Stoffe im Raum. Berger thematisiert die Haltbarkeit von Textilien und reflektiert damit die Sinnlichkeit der Bindung, die Stoffe evozieren. Eine Kombination von Feldenkrais-Lektion mit einer Choreographie aus textilen Elementen leitet die Teilnehmer*innen des Workshops durch den Dialog zwischen Körper und Stoff.
Workshop 2: Vom Educational Turn zur institutionellen Analyse: Gestaltung eines Lehrplans für Kunstschulen
Host: Janna Graham, Susan Kelly
Dieser Workshop setzt sich kritisch mit den Genealogien der radikalen Bildung auseinander, die in der jüngeren Vergangenheit mit dem sogenannten Educational Turn - seine Geschichten der emanzipatorischen Bildung; Kunst- und Theorieprogramme; arte útil, libertäre Bildung etc. - in der Kunstwelt aufgerufen wurden. Kann die Aktivierung dieser Narrative mit den neoliberalen Bedingungen in der Kunstschule der Gegenwart mithalten, in der radikale Lehrpläne vom radikalen Institutionenbau abgekoppelt wurden? Der Workshop stützt sich auf Geschichten und Praktiken der institutionellen Analyse in der radikalen Psychiatrie sowie auf aktuelle Fallstudien aus Universitäten in Großbritannien und andernorts, prüft die Möglichkeit neuer Protagonismen und entwickelt in einem gemeinschaftlichen Prozess einen neuen institutionellen Lehrplan.
Workshop 3: In institutionellen Leben
Hosts: Annette Krauss, Ferdiansyah Thajib
Respondent: Benjamin Foerster-Baldenius, raumlabor/ Floating University Berlin
Wie kann man gleichzeitig verschiedene institutionelle Leben führen? Dieser Workshop widmet sich der Erfahrung des Sich-Verortens in einem institutionellen Kontext, während man sich gleichzeitig in einem anderen, beispielsweise selbstorganisierten Kollektiv positioniert. Wo überschneiden sich diese verschiedenen Funktionen, wo befördern sie sich gegenseitig? Wie können sie Wege zur Wahrung, Subversion und Transformation eben dieser Institutionen eröffnen? Wie lassen sich die Grenzen zwischen der administrativen, strukturellen und institutionellen Praxis und den Praktiken des Lernens an Kunsthochschulen überwinden und neu gestalten?
16.30h Wrap up
mit den Hosts, Respondents und Workshopteilnehmer*innen
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Konferenz political imaginista
16. März 2019, 14–21.30h
Als dreijähriges Forschungsprojekt unter Beteiligung von internationalen Vertreter_innen aus zeitgenössischer Kunst und Wissenschaft angelegt, brachte bauhaus imaginista durch seine transnationale Perspektive neue historische Erkenntnisse hervor. Anlässlich aktueller Entwicklungen wie die Wahlerfolge der Ultrarechten in einer Zeit, in der Angriffe auf Demokratie, Justiz, Bürgerrechte und Presse zur Normalität geworden sind, thematisiert die Konferenz, wie diese Erkenntnisse die aktuelle politische Debatte beeinflussen könnte. Internationale Künstler*innen, Forscher_innen, Journalist_innen und Aktivist_innen erörtern politische Fragen, die sich aus den Projektrecherchen ergeben. Es geht dabei um Reflexionen zu Nationalismen und Kolonialität, um die Grenzen des Internationalismus und die Politisierung digitaler Kulturen. Die Panels thematisieren gegenwärtige Politiken und Aktionen vor dem Hintergrund der historischen Materialien und Erkenntnisse der Ausstellung.
Mit: Kader Attia, Rustom Bharucha, John R. Blakinger, Beatriz Colomina, Alice Creischer, Iris Dressler, Kodwo Eshun, Thomas Flierl, Christian Hiller, Nataša Ilić, Susanne Leeb, Sebastian de Line, Doreen Mende, Wendelien van Oldenborgh, Gloria Sutton, Mariko Takagi und Paulo Tavares