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Empfehlung

Werkleitz Festival 2019 in Dessau: Modell und Ruine

Ausstellungsparcours, Filmprogramm, Exkursionen
. 25. Mai bis 10. Juni 2019
. Georgengarten, Mausoleum, Meisterhäuser

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wir freuen uns, eine Ausstellung anzukündigen, bei der Andrea Pichl vertreten ist, die im Spätherbst 2017 Teil unserer Schau ARCH+ displays: Concrete Utopias war. Auch mit Florian Wüst, dem Kurator des Filmprogramms, verbindet uns schon eine lange Zeit der Zusammenarbeit.

Das Werkleitz Festival 2019 Modell und Ruine findet aus Anlass des Bauhausjubiläums vom 25. Mai bis 10. Juni in Dessau statt und nicht wie traditionell in Halle (Saale). Am letzten Wochenende sind die Künstler*innen Rosa Barba (IT/DE), Holmer Feldmann (DE), feat. Piotr Baran (FR/DE) und Andrea Pichl (DE) anwesend. Es gibt verschiedene Aktivitäten, Auftritte und Verköstigungen. Unter anderem:

Edelstein Karussell und Superior Inferno
Sa 8.6. 22:00–So 9.6. 1:00
Der Ton entscheidet wie das Bild gelesen wird. Die Filme der Past Bar werden zum Teil auf klassische Weise nach vertont und zum anderen Teil musikalisch gestört. Die drei Loop-Projektionen der Installation sind unterschiedlich lang und werden dadurch immer neu zueinander kombiniert. Als entscheidende Komponente kommt die Geräuschkulisse hinzu: die Playlist ist nicht am Filmmaterial gehalten, sie ist frei und variiert auch zum Bild, sie lebt und geht. Holmer Feldmann spaziert durch eine gigantische Plattensammlung während Piotr Barans Patterns sich auf programmatische Weise der Unendlichkeit widmen. Minimale repetitive Sequenzen fügen akustische Aufnahmen mit elektronischen Sounds im lowtech-Bereich zusammen.

Set Baran: Edelstein Karussell
Set Baran/Janitzki: Superior Inferno

Während der gesamten Laufzeit werden 13 ausgewählte künstlerische Positionen präsentiert, die auf das ästhetische, historische und philosophische Spannungsverhältnis von Modell und Ruine reagieren. Als wirkungsmächtige Bilder dienen Modelle wie Ruinen der Konstruktion von Geschichte, der Erklärung von Gegenwart und der Herstellung von Zukunft.

Das wiederholte Auf und Ab Dessaus scheint jene Zusammenhänge wie in einem Brennglas zu bündeln. In Dessau treffen zwei zentrale Fluchtpunkte der Moderne aufeinander: klassische Moderne und Klassik. Der Ausstellungsparcours verbindet den frühmodernen Georgengarten mit dem Ensemble der Bauhaus Meisterhäuser.

Künstler*innen der Ausstellung sind:

Haseeb Ahmed (US/BE), Rosa Barba (IT/DE), Aram Bartholl (DE), Michael Beutler (DE), Haris Epaminonda (CY/DE), Holmer Feldmann (DE), feat. Piotr Baran (FR/DE), Angela Ferreira (MZ/PT), Nikolaus Gansterer (AT), Christoph Girardet (DE), Cornelius Grau (DE), Romain Löser (FR/DE), Andrea Pichl (DE) und Magdalena Rude (DE). 

Ihre für Modell und Ruine entwickelten Arbeiten treffen sich in der Auseinandersetzung mit für die Moderne typischen Aneignungsverhältnissen. Sie fangen die Gleichzeitigkeit der Formen und Ideen verschiedener Zeiten und Orte ein, die kennzeichnend für eine Epoche ist, in der nach der Natur auch die Kultur zur Ressource geworden ist. Die Entwicklung des modernen Weltzugriffs entfaltet sich zeitgleich in Ruinen-Liebe und technischem Fortschritt, in Kolonialismus und touristischem Blick.

So wird auch jede Bauhausrezeption mit dem Mehltau kolonialer Aneignungen umgehen müssen.

Der Katalog mit umfangreichen Textbeiträgen zu Modell und Ruine sowie zu Dessau als Ort verschiedener Modernen erscheint mit Beginn des Werkleitz Festivals 2019. Zu den Autor*innen gehören unter anderem Svetlana Boym, Henrik Karge, Mark Lewis und Rose Macaulay.

Das von Florian Wüst kuratierte Filmprogramm greift die thematische Beziehung zwischen Modell und Ruine auf, im Fokus steht die Stadt als Schauplatz und Zeugnis gesellschaftlicher Umbrüche. Die filmische Installation im Mausoleum sowie das Filmprogramm im Kiez-Kino zeigen Filme von: Harun Farocki, Ulrike Franke & Michael Loeken, Johannes Gierlinger, Detlef Gumm & Hans-Georg Ullrich, Juliane Henrich, Sasha Litvintseva & Graeme Arnfield und Adnan Softić. 

Am Mittwoch, den 5. Juni präsentiert Werkleitz im Rahmen von Modell und Ruine ab 20:00 im Kiez- Kino, Göttliche Lage von Ulrike Franke und Michael Loeken (DE, 2014). Zum anschließenden Publikumsgespräch mit Filmkurator Florian Wüst sind Sephan Gudewer, STADTGUUTt Bochum, und Patrice Heine, Chemiepark Bitterfeld Wolfen anwesend.

Weitere Aktivitäten von Werkleitz im Rahmen von Bauhaus100 sind:

Das Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt Atlas – Im Spiralnebel der Moderne begleitet das  Werkleitz Festival. Die Arbeit der Bilder und die Arbeit mit Bildern sind zentrale Elemente. In sieben interaktiven Stationen inszeniert das von Aby Warburgs Untersuchungen inspirierte Projekt „Sehmaschinen“ und „Bilderfahrzeuge“ zwischen touristischem Panorama, bürokratischer Organisation und kriegerischer Simulation. Der Atlas ist in schwindelnder Höhe auf einem eigens für das Projekt errichteten Gerüst im Mausoleum erlebbar.

Transforma präsentieren ihre aktuelle Arbeit Manufactory am Pfingstsamstag, den 8. Juni, 20:00, auf der historischen Bauhausbühne. Die performative Live-installation thematisiert die historische Veränderung von Arbeitswelten. Der Soundtrack stammt von dem renommierten Musiker Sascha Ring (Apparat).

Gabu Heindl präsentiert am Pfingstsonntag, den 9. Juni ab 17:00 im Mausoleum ihr (gemeinsam mit Drehli Robnik laufend weiterentwickeltes) Filmprojekt Mock-ups in Close-up: Architectural Models in Film 1919–2019.  

An den Samstagen und Sonntagen werden jeweils um 15:30 geführte Rundgänge durch den Ausstellungsparcours angeboten. Der Abschlussrundgang mit den künstlerischen Leitern Daniel Herrmann und Alexander Klose findet am Pfingstmontag, den 10. Juni, um 15:30 statt.

Exkursionen in den Wörlitzer Park, in das Stadtarchiv Dessau-Roßlau und in das Museum für Stadtgeschichte erweitern das Programm.