Das Jahr fing verheißungsvoll an. ARCH+ bekam den Kunstpreis der Akademie der Künste verliehen. Wir hatten ein tolles Veranstaltungsprogramm für Sie vorbereitet. Und dann, im März, der erste Lockdown. Die Preisverleihungszeremonie gehörte zu den ersten abgesagten Terminen. Wir haben uns schnell umgestellt und uns auf die Heftarbeit konzentriert, die nun eine große Dringlichkeit besaß: Wir konnten Ihnen in der Pandemie die Welt nach Hause bringen: Architekturethnografie war eine reflexive Beobachtung und Erschließung der Welt mittels des Mediums der Zeichnung, Europa behandelte unser problematisches Verhältnis zu Afrika, Frankreich staunte über eine vitale junge Architekturszene ebendort und Berlin Theorie setzte sich mit der Stadtentwicklungspolitik Berlins seit der Wende auseinander. (Berlin Praxis wird Ende Januar erscheinen.) In der Krise erwies sich das Printmedium als unverwüstlich.
Auch wenn die meisten Veranstaltungen abgesagt werden mussten, konnten wir drei besondere Highlights mit Ihnen erleben: die gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung durchgeführte Eröffnung der Lugwig-Leo-Ausstellung, kuratiert von BARarchitekten und Gregor Harbusch, der ARCH+ Salon mit Veronika Kellndorfer im Garten des Mies van der Rohe Hauses sowie das ARCH+ features mit Barkow Leibinger im Haus am Waldsee.
Nach diesem herausfordernden Jahr fühlen wir uns alle wahrscheinlich ein wenig wie die beiden Protagonisten auf dem Foto von Julien Hourcade aus dem von Bruther entworfenen Wohnheim Maison Julie-Victoire Daubié in Paris, das wir in der Frankreichausgabe ausführlich vorgestellt haben: Im Innenraum gefangen, versuchen wir körperlich und mental fit zu bleiben, derweil wir etwas ungläubig durchs Fenster auf eine leere Stadt schauen. Mit unseren Heften haben wir hoffentlich zu Ihrer mentalen Fitness beigetragen. Doch der Mensch lebt nicht nur aus sich heraus, wir alle brauchen den kritischen Austausch, die freundschaftliche Begegnung, den gegenseitigen Zuspruch, das gemeinsame Feiern, um uns weiterzuentwickeln und über uns hinauszuwachsen.
In diesem Sinne danke ich Ihnen im Namen des gesamten ARCH+ Teams für Ihre Treue und Unterstützung in diesem Jahr. Von ganzem Herzen wünschen wir Ihnen allen ein gutes neues Jahr, das uns wieder zusammenbringen möge. Bleiben Sie bis dahin gesund und munter.
Herzlichst
Ihr
Anh-Linh Ngo