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ARCH+ news

Other Possible Worlds

Entwürfe diesseits von Utopia.

Ausstelllung in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., Oranienstraße 25 in Berlin.

30. April – 13. Juni 2011,
Eröffnung: 29. April 2011

In ARCH+ 201/202 Berlin haben wir einen ausführlichen Artikel über ExRotaprint veröffentlicht. Der Ausbau des Fabrikgeländes der Rotaprint AG war 1955 der erster Auftrag des Architekten Klaus Kirsten (1929–1999). Hier realisierte der junge Architekt eine Reihe von Erweiterungsbauten, die durch ihre eigenwillige und ausdrucksstarke kubische Formensprache aus dem Formenkanon der Westberliner Industriearchitektur der Nachkriegszeit hervorstechen.

Am 17.8.2007 wurde die gemeinnützige ExRotaprint GmbH mit dem Ziel gegründet, das Gelände der ehemaligen Druckmaschinenfabrik Rotaprint zu übernehmen, eine nutzerorientierte Entwicklung zu starten und das Baudenkmal zu sanieren. ExRotaprint hat sich für die Gemeinnützigkeit als solide Basis für das Gelände entschieden, um die Spekulationsspirale des Immobilienmarktes zu unterbrechen und den Profit durch Eigentum auszuschliessen. ExRotaprint kann nicht wiederverkauft werden. Die Mieten, die bei ExRotaprint erwirtschaftet werden, fliessen in die gemeinnützigen Ziele der ExRotaprint gGmbH: den Erhalt und die Sanierung des Baudenkmals sowie die Förderung von Kunst und Kultur.

In der Ausstellung Other Possible Worlds – Entwürfe diesseits von Utopia wird auch mit ExRotaprint die Raumbildung von Kunst – gegenständlicher Raum, sozialer Raum, Sprachraum, Machtraum, virtueller Raum – auf der Grundlage einer Sammlung von Ideen, Konzepten, Modellen, Begriffen, Projekten und Handlungsformen untersucht: Welche Rolle können Kunstprojekte, Kunsträume, selbstorganisierte Akademien und Labs bei der Entwicklung von Vorstellungen von einer Welt jenseits einer rein ökonomischen Globalisierung spielen? Projekte aus verschiedenen Teilen der Welt werden eingeladen, andere Lebenswirklichkeiten vorzuschlagen und zu testen - vom kleinen künstlerischen Versuch bis zum gesellschaftlichen Experiment. Themen wie der Umgang mit kulturellen Differenzen, dem Klimawandel, mit Nivellierungsprozessen und Unübersichtlichkeiten bilden die Basis für einen gemeinsamen Frageraum.

Die Ausstellung ist als fortlaufend erweiterbarer Pool für kommende Projekte in anderen Teilen der Welt angelegt und kann in verschiedenen Formaten übernommen und genutzt werden. Die NGBK wird zu einem gemeinsamen Frage- und Untersuchungsraum für verschiedenste Formate, künstlerische Beiträge und Installationen, Workshops, Präsentationen, Gespräche und Videoscreenings.

Beitragende: Dorothee Albrecht, Antimuseum, Maria Thereza Alves, Cedric Bomford, CCA Lagos, Leung Chi Wo, Chto delat?, Chua Chye Teck, Cybermohalla, Kiluanji Kia Henda, ExRotaprint, Huang Xiaopeng, Johanna Kandl, Hubert Lobnig, Ralo Mayer, Gabi Ngcobo, Periferry, Oda Projesi and Nadin Reschke, Åsa Sonjasdotter, The International Academy of Art Palestine, The Israeli Center for Digital Art, TkH (Walking Theory), The Public School, Yoel Diaz Vazquez, Xu Tan, Moira Zoitl

Eine Publikation (Englisch & Deutsch) erscheint bei argobooks.
 
Ein Projekt der Arbeitsgruppe der NGBK: Dorothee Albrecht, Berit Fischer, Franziska Lesák, Hubert Lobnig, Moira Zoitl

Freitag 29.04.2011 19:00
Eröffnung
Ab 22:00 Party – DJ Bolz Bolz

Rahmenprogramm:

Samstag 30.04.2011, 15:00 h
Huang Xiaopeng / Leung Chi Wo
Präsentation und Gespräch

Huang Xiaopeng stellt sein aktuelles Projekt Du bist der Traum meiner Wirklichwerdung (seit 2006) vor und spricht über die sich verändernden Modernisierungsprozesse in China; über soziale Werte, das Bildungssystem, verwestlichte Sprache und Individualität. Huang Xiaopeng ist zur Zeit außerordentlicher Professor und Leiter des 5th studio (zeitgenössische Kunst) an der Kunstakademie Guangzhou, China. Er untersucht die unvermeidlichen Verschiebungen, die sich als Folge von Übersetzungen, Kopiervorgängen und Transformationen ergeben und analysiert das Politische im Spannungsfeld zwischen Sprache und Technologie.

Leung Chi Wo Der Para/Site Art Space in Hongkong wurde 1996 von sieben Künstler_innen gegründet. Als einer der Mitbegründer beschloss Leung Chi Wo 2007 seine Arbeit in dem Art Space zu beenden und in die Rolle des Beobachters, Mitarbeiters und Unterstützers zu schlüpfen. 2008 wurde er von Para/Site beauftragt eine Recherche- und künstlerische Reise zu verschieden Kunstorganisationen in zehn asiatischen Städten zu unternehmen. Das führte zur Photoserie Work Space und zur Ausstellung Asia Art Knots, die die Beschaffenheit und die Netzwerkarbeit von Kunsträumen zeigt. www.para-site.org.hk

 

Mittwoch 04.05.2011
19:00 h
Oda Projesi + Nadin Reschke, Tongue Dinner
(Deutsch & Englisch)
Die Teilnehmer_innenzahl ist begrenzt, Reservierungen unter: office@ngbk.de

Oda Projesi und Nadin Reschke arbeiten an einem Sprachlehrbuch zu Tongue, ihrem zuletzt realisierten Projekt. Sie laden ein, bei einem Abendessen in der NGBK, über die aktuelle Kampagne der deutschen Bundesregierung: “Raus mit der Sprache – Rein ins Leben” und ihrer Auswirkung auf die Sprachenvielfalt in Deutschland, zu diskutieren. Die gesammelten Materialien und Kommentare werden in einem Kapitel des Tongue-Buchs, an dem die Künstlerinnen im Rahmen der Ausstellung arbeiten, einfließen. http://tonguesprachkurse.blogspot.com

 

Donnerstag 05.05.2011
19:00 h
The Israeli Center for Digital Art: Ran Kasmy Ilan

Das Jessy Cohen Projekt, Präsentation und Gespräch  (Englisch)

Das Jessy Cohen Projekt Ein wichtiger Teil der Arbeit des Israeli Center for Digital Art ist die Entwicklung von Projekten, die sich mit Fragen von Identität, Ethnizität, Nationalismus und Kulturaustausch beschäftigen. Die Stadt Holon lud das Zentrum ein, ein Projekt für die Jessy Cohen Nachbarschaft zu entwickeln, eine Gegend die von sozialen Problemen geprägt ist. Dabei wurde nicht nur die Rolle von Kunst in einem lokalen Kontext thematisiert sondern die Frage nach ihrer grundlegenden Wirksamkeit gestellt, sei es auf eine einzelne Nachbarschaft bezogen oder auf die Stadt und die Gesellschaft im Allgemeinen. www.digitalartlab.org.il

 

Samstag 14.05.2011
19:00 h The Public School / TkH (Walking Theory): Marta Popivoda
Präsentation and Gespräch (Englisch)
22:00 h – 24:00 h Hubert Lobnig
Videoscreening (Deutsch )

The Public School
ist eine Schule ohne Lehrplan. Sie ist nicht akkreditiert, und vergibt keine akademischen Abschlüsse. Sie stellt einen Rahmen, der autodidaktische Aktivitäten unterstützt, in der Annahme, dass alles in allem enthalten ist. The Public School wurde in Los Angeles im Jahr 2007 als ein Projekt für Telic Arts Exchange initiiert und existiert seitdem in acht Städten weltweit. The Public School Berlin eröffnete im Herbst 2010. http://berlin.thepublicschool.org

TkH (Walking Theory), Marta Popivoda – Performativer theoretischer Aktivismus, Fallstudie: kollektive Selbst-Bildung
Dieser Vortrag wird Einblick in die Erkenntnisse und Methodologien der Walking Theory als eine unabhängige, selbst organisierte und nicht-akademische Plattform geben, innerhalb derer Kollektive von Künstler_innen und Theoretiker_innen theoretischen Aktivismus austesten. Aus TkHs Sicht bezieht sich theoretischer Aktivismus auf reflexive, kritische und experimentelle Interventionen in einem spezifischen Kontext – im Bereich der Kunst, intellektueller Gemeinschaft, kultureller und sozialer Realität – und steht in Opposition zu neutralem, totalisierendem und marktorientiertem akademischen Wissen. www.tkh-generator.net

Hubert Lobnig versammelt in seinem Filmabend einige subjektive Blicke auf Projekte, die sich mit den Alternativbewegungen der 1970er und 80er Jahre beschäftigen. Er befragt dabei die Form solcher Projekte ebenso wie diese weiterentwickelt und dokumentiert werden und wurden. Filme: lost spaces, (AT) 2007, Martin Music. Fluc_ fluctuated rooms am Praterstern, (AT) 2009, Armin Faymann, La Mancha, (AT) 2001/2002, Barbara Musil, Karolina Szmit. Mr. Sucha´s Garden, (Sansibar) 2001/2003, Hubert Lobnig.

 

Donnerstag 19.05.2011
19:00 h
ExRotaprint: Daniela Brahm & Les Schliesser
Periferry: Sonal Jain. Präsentation and Gespräch (Englisch)


ExRotaprint ist das Gelände der ehemaligen Druckmaschinenfabrik Rotaprint in Berlin-Wedding. Die soziale Plastik ExRotaprint steht für eine besondere Form von Eigentum und Selbstorganisation und schafft Möglichkeitsräume für Arbeit, Kunst, Soziales. Daniela Brahm und Les Schliesser, Künstler_innen und Initiator_innen von ExRotaprint, sprechen über die Bedingungen und Ziele ihrer Arbeit an einem Modell für eine offene und profitferne Stadtentwicklung. Aus einem konzeptionellen Manöver sind realer Raum und Realität geworden, heute findet sich das Projekt zwischen künstlerischem Diskurs, Stadtentwicklung und konkreter Umsetzung wieder. www.exrotaprint.de

Sonal Jain, Künstlerin und Mitbegründerinnen von Periferry (Guwhati, India), wird eine Einführung in das Projekt als nomadischen
Raum, als Medium künstlerischer Praxis und als ein sich entwickelndes Konzept für hybride Praktiken geben, die auf einer stillgelegten Fähre agieren. In einem Zustand der Nichtnutzung, wird Raum zu Raum von Übergang und Grenzerfahrung, „interterrestrische“ und neue Interpretationen öffnen sich. Dies führt zu dem, was Foucault Heterotopie nennt, wobei er das Schiff als ultimative Heterotopie versteht, ein Fragment von Raum, das Räume infrage stellt und kompensiert, in denen wir normalerweise leben. www.periferry.in



Donnerstag 26.05.2011
15:00 h Prinzessinnengarten
Gartenarbeit
17:00 h Åsa Sonjasdotter + Matze Wilkens

Präsentation and Gespräch (Englisch)
Prinzessinnengarten, Prinzenstraße 35, 10969 Berlin (bei schlechtem Wetter in der NGBK)
19:00 h NGBK
Antimuseum: María María Acha & Tomás Ruiz-Rivas

Präsentation and Gespräch (Englisch)

Mit dem Kartoffelzüchtungsprojekt testen die Künstlerin Åsa Sonjasdotter und der Gärtner Matze Wilkens im Prinzessinnengarten verschiedene Züchtungsmethoden, um mehr über die subtile Beziehung von Menschen und Pflanzen zu lernen. Züchten ist ein Wissensgebiet, das sich während des letzten Jahrhunderts in ein Hi-Tech-Wissenssystem entwickelt hat, das Fragen nach dem intellektuellen Eigentum und genetischem Engineering einbezieht. Das Ziel ist neue, überraschend schöne und wohlschmeckende Sorten zu entwickeln, wie auch einen neuen Bezug zum Züchten. www.potatoperspective.org/

Antimuseum for Contemporary Art ist eine non profit-Organisation in Madrid, die kritisches Denken anstößt und von María María Acha und Tomás Ruiz-Rivas 1992 gegründet wurde. Untersucht werden die Mechanismen, die Kunst legitimieren, um dadurch Gegenöffentlichkeiten herzustellen. Eines ihrer laufenden Projekte ist das Tragbare Zeitgenössische Kunstzentrum, Mexico City (2009), ein kostengünstiges, tragbares Gerät für Kunstausstellungen. Sein Ort ist die Straße, als Intervention und in Komplizenschaft mit subversiven Aneignungsstrategien und Neudefinitionen des öffentlichen Raumes. www.antimuseo.org

 

Donnerstag 09.06.2011
19:00 h
Gabi Ngcobo / CCA Lagos: Loren Hansi Momodu

Präsentation and Gespräch (Englisch)

Gabi Ngcobo ist freischaffende Kuratorin, Vermittlerin und Künstlerin. Sie hat vor kurzem das Center for Historical Reenactments (CHR) in Johannesburg mitbegründet, eine unabhängige Plattform, die Projekte initiiert, die mit Kunst die Beziehungen von Kunst und Geschichte untersuchen. Wie kann Kunst unsere geschichtlichen Erfahrungen und Sichtweisen beeinflussen, verändern oder kommentieren und andere historische Leseweisen vorschlagen, die die Bildung neuer Subjektivitäten unterstützen? Ngcobo präsentiert und befragt die Projekte des CHR und ihre Relevanz im Kontext von Johannesburg und Südafrika.

CCA Lagos

: Loren Hansi Momodu, Alternative Realitäten, imaginierte Gemeinschaften und zeitgenössische Kunst in Afrika. In einer Zeit, in der unsere Vorstellung von Gemeinschaft zunehmend mit der Idee des Nationalstaates verbunden ist, schaffen zeitgenössische Künstler vielfältige Mittel, mit denen diese Vorstellung reflektiert, gegen sie rebelliert und sie neu erschaffen wird. Momodu nimmt den Nationalstaat Nigeria als Ausgangspunk, um über die imaginären Gemeinschaften nachzudenken, die in der zeitgenössischen Kunst auch über Afrika hinaus an Bedeutung gewinnen. Die vorgestellten Arbeiten werden jeweils einen Blick in alternative Realitäten bieten, die den Status quo hinterfragen und neue Sichtweisen auf die Welt, in der wir leben geben. www.ccalagos.org