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Die Kultur der Rekonstruktion

„Die Welt und ihr Double“: Eine Konferenz untersucht Ende Mai am Bauhaus Dessau, wie die Rekonstruktionsdebatte nicht nur die Architektur, sondern auch Mensch, Natur und Religion verändert hat.

Seit Jahren wird in Deutschland eine erbitterte Debatte über die Rekonstruk-tion von verlorenen Bauten geführt. Auch in Dessau tobte über Jahre ein Streit um den Wiederaufbau der Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy. Doch Rekonstruktion ist keineswegs nur auf das Bauen beschränkt: Verstorbene Rockstars werden gedoubelt, Dinosaurier zum „Leben“ erweckt, Naturräume zurückgebaut, religiöse Ereignisse rituell nachgestellt.

Die Dessauer Konferenz zeigt zum ersten Mal, in welcher Breite die Rekonstruktion heute die Gesellschaft bestimmt, warum auch in der Natur, Religion und Psychotherapie das Vergangene wieder gegenwärtig gemacht wird. Den Hintergrund der Debatte bilden Rekonstruktionsprojekte der Welterbestätten in Sachsen-Anhalt. Die Lutherhäuser in Eisleben stellen zum Beispiel eine be-reits vor Jahrhunderten vorgenommene „Rekonstruktion“ dar, die zwar wenig mit dem konkreten Baugestaltung der Lebenszeit Luthers zu tun haben, sich aber bereits selbst in die Geschichte des Luthergedenkens eingeschrieben haben und zum Weltkulturerbe erhoben wurden. Mit dem Rückbau von Deichen im Biosphärenreservat Mittelelbe wird ein verloren gegangener Landschaftsraum funktional rekonstruiert.

Die Hochschule Anhalt (FH) und der Stiftung Bauhaus Dessau veranstalten diese zweitägige Konferenz zusammen mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe, der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und dem Umweltbundesamt.

Um Anmeldung wird gebeten: service@bauhaus-dessau.de, 0340-6508-250. Mehr Informationen finden Sie auf der Bauhaus Dessau Seite.

Das Programm:

26. Mai 2011

13 Uhr: Eröffnung
Philipp Oswalt (Stiftung Bauhaus Dessau)
Stephan Pinkau (Hochschule Anhalt)

13.30 Uhr: Natur – Rekonstruktion des Lebendigen aus Daten
Animation verschwundener Arten: Ulrich Schwarz (Berlin);
Simulationen des Ökosystems Wasser: Achim Schulte (Berlin)

15 Uhr: Religion – Rekonstruktion des Heiligen aus Texten/Handlungen
Rekonstruktion des religiösen Ortes: Eva-Maria Seng (Paderborn);
Räume, Rituale und (Re)Konstruktion des Religiösen: Helmut Umbach (Kassel)

17 Uhr: Mensch – Rekonstruktion von Interaktionen aus Sprache/Scripten
Psychoanalyse: Claus-Dieter Rath (Berlin);
Nachspielen von Stars: Klaus Walter (Frankfurt/M.)

20.30 Uhr: Geschichte – Rekonstruktion als Kreativität oder Zerstörung?
Zerstörung und Rekonstruktion: Aleida Assmann (Konstanz);
Cronocaos: Stephan Petermann (OMA, Rotterdam) 

27. Mai 2011

10 Uhr: Architektur – Rekonstruktion der Erscheinung aus Bildern
Rekonstruktion aus der Fotografie: Rolf Sachsse (Saarbrücken);
Meisterhaus Gropius: Donatella Fioretti/Jose Gutierrez Marquez (BFM Architekten Berlin)