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ARCH+ news

Symposium: Wohnung für das Existenzminimum

Vor dem Hintergrund eines globalen Strukturwandels befassen sich Architekten aus aller Welt – wieder – mit der „Wohnung für das Existenzminimum“. Architekten, Künstler und Theoretiker präsentieren ihre Positionen und Projekte im Rahmen des Architektursymposiums „Min to Max“, das am Wochenende des 10. und 11. Dezember 2011 im Hebbel am Ufer in Berlin stattfindet.

ARCH+ setzt sich seit Jahrzehnten mit der Wohnungsfrage auseinander. Die Arbeiten vieler Teilnehmer haben wir in den letzten Jahren intensiv begleitet und publiziert. So hat ARCH+ über Francis Keré berichtet und seine Arbeiten im Rahmen der ARCH+ features präsentiert und diskutiert, Lacaton&Vasalls Umsetzungen und  Arno Brandlhubers Ansätze begeistern uns immer wieder. Bei ARCH+ features 8 am 18.11.2011 setzten wir uns in Wien u.a. mit Christian Schöningh über Baugruppen und Genossenschaften auseinander.

Wir freuen uns, dass das Symposium min2max all diese Protagonisten unter der Themenstellung "Wohnen für das Existenzminimum" zusammenbringen wird.

Beide Veranstaltungen im HAUEINS, Hebbel am Ufer, Stresemannstraße 29, 10963 Berlin sind kostenfrei – um Anmeldung wird gebeten: registration@min2max.org

Am Samstag ab 19 Uhr sprechen u.a. Marco Clausen (Prinzessinnengarten), Tim Edler (realities:united) und Christian Schöningh (Die Zusammenarbeiter) über Möglichkeiten für ein kulturell und sozial durchmischtes Leben. Im Anschluss gibt es einen Imbiss und Getränke. Diese Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

Sonntag, 11.12.2011,
International symposium with lectures, case studies and discussions

The event will be held in English. Diese Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

13.00 Admission

13.30 Opening Remarks
Ilka & Andreas Ruby, Berlin: A New Existenzminimum For Today
Thomas Flierl, Berlin: The Minimum Subsistence Dwelling as the Project of a Heroic Modernism: Ernst May and its Consequences

14.00–16.00 Self-constructIon and SocIal Empowerment
Diébédo Francis Keré, Keré Architecture, Berlin: the Growing House
Fernando Garcia-HuIdobro, Elemental, Santiago de Chile: Social Housing as an Investment
Fee Kyriakopoulous and Caroline HØgsbro, famikja, Berlin: Case study: Frei Otto’s Eco Houses in Berlin
Anne-Julchen Bernhardt and Jörg Leeser, BeL Associates, Cologne: Settle or Die: Democratizing Home Ownership with DIY Building Techniques

Discussion moderated by Carson Chan, program, Berlin

Break (Snacks & Drinks)

16.30–18.30 Building on the ExistIng
Anne Lacaton, Lacaton&Vassal Architects, Paris: Fulfilling Modernity
Arno Brandlhuber, Brandlhuber+, Vera Tollmann, Christian von Borries, Berlin: The Question of Standards
Rainer Hehl, ETH Zürich: Upgrading Informal Settlements in Brazil
Hubert Riess, Riess Architekten, Graz: The Limits of Density

Discussion moderated by Ilka & Andreas ruby

Break (Snacks & Drinks)

19.00–21.00 Spaces for the Collective
Christopher Roth (in collaboration with Franz von Stauffenberg): Film sreening «Mozartbique» (excerpts of work in progress)
Alfredo Brillembourg, Urban Think Tank, Caracas: The Infrastructure of Social Spaces
Ting Ting Zhang, WIllIam Tan, London: Case Study: The Legacy of Singapore’s Public Housing Program
Pier Vittorio Aureli, Architectural Association, London: The Monumentality of the Social
Jakob Van Rijs, MVRDV, Rotterdam: Space to Share

Discussion moderated by Joseph Grima, Chief Editor of DOMUS, Milan

Closing Reception with Snacks and Drinks.

 

Ankündigungstext:

Wohnen in Berlin wird teurer. Wer sich eine Wohnung in der attraktiven Innenstadt nicht mehr leisten kann, muss in "preiswertere" Bezirke ausweichen. Aufgrund beschleunigter Gentrifizierung verzeichnet berlin heute eine ungewöhnlich hohe Zahl von Umzügen aus dem Zentrum an die Ränder. Betroffen sind vor allem die urbanen Pioniere, die diese Stadtbezirke erst attraktiv machten, nun aber in die unmittelbar benachbarten Quartiere ausweichen müssen, sowie Hartz-IV-Empfänger, die meist nur noch in den Berliner Großsiedlungen am Stadtrand unterkommen.

Diese Siedlungen sind die traurigen Nachkommen eines stolzen Projekts der ersten Moderne, der «Wohnung für das Existenzminimum» von 1929. Architekten wie ernst May wollten damit die armseligen Wohnverhältnisse des Massenproletariats durch die Definition eines Mindeststandards für ein menschenwürdiges Wohnen verbessern. Doch hat sich die soziale Bewertung und der symbolische Gehalt dieser Idee im Verlauf der Jahrzehnte diametral ins Gegenteil gewandelt. Heute sanktioniert die Wohnung für das Existenzminimum jene gesellschaftliche Spaltung, die ihre bauenden Erfinder in den 20er Jahren überwinden wollten. Diese Spaltung manifestiert sich städtebaulich in einer fortschreitenden sozialen Entmischung, die über Deutschland hinaus in vielen Ländern zu beobachten ist. Deswegen beschäftigen sich Architekten aus aller Welt heute erneut mit der "Wohnung für das Existenzminimum". Sie entwickeln neue Wohntypologien, die kostengünstig, aber dennoch räumlich attraktiv und überall in der Stadt baubar sind. im Unterschied zu den CIAM-Architekten der frühen Moderne untersuchen Architekten heute die Frage von Minimalstandards des Wohnens aber nicht nur in Bezug auf die Wohnung. Sie verstehen das Wohnen vielmehr als gesellschaftliche Teilhabe am Raum der Stadt.