Der Begriff des Fetischs ist innerhalb seiner traditionellen Begriffsdefinitionen zunächst polyvalent beschrieben. Ob als Versatz, Verzerrung, Projektion, Profilierung, Substitut oder Stigmata - grundsätzlich handelt es sich um eine übersteigerte und selbstbezogene Beziehung zu einem Objekt, in der Wirklichkeit und Vision miteinander verschmelzen. Auch wenn sich das Phänomen offenbar nur mühsam vermitteln oder gar teilen lässt - Fetisch reizt.
In den stark visuell geprägten Disziplinen der Kunst, des Designs und der Architektur - und in stetiger Wechselwirkung zu seinen Repräsentationsmedien - steckt er vermutlich zumeist unbewusst die Grenzen des Tabuisierten kontinuierlich neu ab. So wirkt er möglicherweise auch erweiternd für die Disziplinen, ohne dabei jedoch das „Rationale“ und „Andere“ völlig aufzulösen. Nicht nur die Ambiguität des Fetischbegriffs macht ihn für uns zu einem undurchsichtigen, sich ständig wandelnden Konstrukt der menschlichen Psyche.
In Relation zum jeweiligen diskursiven Subjekt (bzw. Feld) wirkt der Fetisch somit als geistiger Katalysator - ermöglicht gewissermaßen auch die heimliche Etablierung von zuvor Unterdrücktem. Auf der Suche nach „Architekturen des Verdrängten“ besteht vielleicht eine Möglichkeit, zu erklären, was sich zunächst einer ausführlicheren Beleuchtung entzieht – denn die Wechselwirkung zwischen Raum und Fetisch könnte sich als fruchtbar offenbaren: Welche neuen, bzw. verzerrten Muster entstehen bei der Projektion auf den architektonischen Raum, sofern dieser selbst mit Latour als „leere Leinwand“ verstanden wird? Welche schöpferischen Eigenschaften könnten in Anbetracht metaphysischer, bzw. ästhetischer oder atmosphärischer Aufladung zeitgenössischer Renderings (und ihrer gebauten Pendants) dem Fetisch zugesprochen werden – zumal diese inzwischen schon zum Alltagsgebaren der Architekten gehören?
Ob Gemeindehaus oder Geisterschloss- Technotempel oder Bioblob - Darkroom oder Gartenlaube – fetischistisch, „faktischistisch“ oder anti-fetischistisch – die fünfte Ausgabe von HORIZONTE sucht nach Schlaglichtern im Unterholz der Architektur. Mit dem Ziel, Abgründe zwischen Tabu und Mode, Exil und Entertainment zu vermitteln, suchen wir nach Antworten auf die Frage, wie sich der Raum durch den Fetisch durchleuchten oder enttarnen lässt.
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