Der Begriff "Gebäudelehre" umfasst besonders zwei Bedeutungsebenen: erstens meint er ein Lehrfach an einer hochschulischen Architekturfakultät, zweitens stellt er eine Geisteshaltung dar, die die Entwurfshaltung der praktizierenden ArchitektInnen entscheidend prägt.
Momentan beobachten wir, wie sich die Gebäudelehre in einem Wandel befindet. Klassischerweise trat sie als Typologielehre auf, die die architektonischen Typen für das Wohnen, Arbeiten, Verwalten usw. untersuchte und in Entwurfsmuster überführte. Heute sind Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Flexibilität und die sie begleitenden Ästhetiken die dominanten Faktoren beim Entwerfen von Gebäuden und Städten. Hybride Gebilde entstehen, die nicht mehr in die klassischen Typologie Schemata passen. Heterogene Wohn- korrespondieren mit ebensolchen Beschäftigungsverhältnissen, das Bild der Patchwork-Familie erodiert das klassische Familienwohnen, die Klasse wird durch die Multitude ersetzt, von Freizeitgestaltungen und Bildungskonzepten ganz zu schweigen. Diese Konzepte befinden sich im ständigen Wandel und überlagern sich zunehmend auf kleinstem Raum.
Diese Aspekte muss eine zeitgenössische Gebäudelehre ernstnehmen, wenn sie mehr sein will als Typologiekunde. Will sie adäquate architektonische Konzepte entwickeln, muss sie die gesellschaftlichen Konzepte besser verstehen. Als Lehrgebiet im Architekturstudium kommt der Gebäudelehre eine besondere Funktion als Mittlerin zwischen Theorie und Praxis zu. Dieser Spagat bringt gewisse Probleme in Lehre, Praxis und Forschung mit sich, denen sich das Wuppertaler Symposium besonders widmen möchte. Es will die Nachfrage nach einer erneuerten Gebäudelehre stimulieren, die aus der Aktualität heraus versucht, den Strukturwandel auf architektonisch-analytische Weise abzubilden. Besonders dem "hands-on-design", dem 1:1-Bauen als Folge eines anspruchsvollen konzeptuellen Entwerfens kommt hierbei besonders Augenmerk zu.
Die Vorträge, Podiumsdiskussionen und Gettogethers werden sich den fünf zentralen Aktionsfeldern der Gebäudelehre widmen, also der Theorie, dem Konzeptuellen, dem Entwerfen, dem Bauen und last but not at all least, der Lehre.
Es ist keine Anmeldung notwendig.
Organisation: Lehrstühle Entwerfen und Gebäudekunde (Prof. Susanne Gross, Dr. Sandra Lippert-Vieira) und Architekturtheorie (Oliver Ziegenhardt)
AKNW: Diese Veranstaltung wird mit täglich jeweils vier Unterrichtsstunden im Rahmen der Fort- bzw. Weiterbildung für Mitglieder der AKNW anerkannt.
Programm:
DONNERSTAG, 29. NOVEMBER
14:00 Eröffnung:
Begrüßung: Prof. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal
Einführung: Prof. Susanne Gross, Dr. Sandra Lippert-Vieira, Oliver Ziegenhardt
14:15 Vorträge:
14:15 Vortrag Zvi Hecker, Berlin
14:45 Vortrag Stephen Taylor, London
15:15 Vortrag Szyszkowitz Kowalski, Graz
15:45 Debatte mit Prof. Frank Werner, Münster
16:45 Vorträge:
16:45 Vortrag Prof. Daniele Marques, Luzern
17:15 Vortrag Prof. Anne-Julchen Bernhardt, Aachen
17:45 Vortrag Prof. Berthold Penkhues, Braunschweig
18:15 Debatte mit Prof. Omar Akbar, Dessau
FREITAG, 30. NOVEMBER
09:15 Vorträge:
09:15 Vortrag Prof. Meinrad Morger, Basel
09:45 Vortrag Prof. Hans Gangoly, Graz
10:15 Vortrag Philippe Viérin, Brüssel
10:45 Debatte mit Dr. Ursula Baus, Stuttgart
12:00 Vorträge:
12:00 Vortrag Prof. Yael Moria, Haifa
12:30 Vortrag Prof. Wim van den Bergh, Maastricht
13:00 Vortrag Prof. Arno Lederer, Stuttgart
13:30 Debatte mit Prof. Harald Trapp, Wien
14:30 Ende der Veranstaltung