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Cow - The Udder Way

 

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COW – the udder way

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Bericht von der Performance in Liverpool

Vom 18. bis 25. Juni 2005 war das Team des prämierten Wettbewerbbeitrags COW – the udder way mit fünf Kühen, fünf Kälbern, einer Melkmaschine und der tatkräftigen Unterstützung durch drei Bauern im Liverpooler Stadtteil Toxteth.

Toxteth ist einer der ärmsten und am meisten benachteiligten Stadtteile Liverpools. Was das – jenseits der üblichen, erschreckenden Zahlen – bedeutet, wird schnell klar, sobald man mit den Kinderbanden auf den Straßen zusammentrifft und erlebt, wie ein sechsjähriger Knirps aus offensichtlicher Langeweile heraus Feuerzeugbenzin schnüffelt und ein paar Teenager die Windschutzscheibe einschmeißen während die Fahrerin gerade aus dem Auto steigt.

In diesem städtischen Problemraum wurde eine denkbar einfache Versuchsanordnung in Gang gesetzt. COW – the udder way beschränkte sich darauf, die Kühe in den öffentlichen Raum von Toxteth zu bringen und abzuwarten, was passieren würde. Keine breite Vernetzung mit lokalen Akteuren im Vorfeld, keine intensive PR-Arbeit, keine Angebote oder Workshops für die Anwohner und auch kein sozialpädagogischer Nachhaltigkeitswille zeichneten die Aktion aus. Worauf die Autoren (erfolgreich) spekulierten, war die lokale Eigendynamik, die sich entwickeln würde.

Historische und performative Gründe hatten zur Wahl von Kühen als Protagonisten dieser Aktion geführt. Lokale Milchwirtschaft und kleine Molkereien waren bis in die Nachkriegsjahre in der Gegend weit verbreitet gewesen, woran viele ältere Anwohner beim Anblick der Kühe sofort erinnert wurden. Daneben sollte die Wirkung der ruhig grasenden Kühe mit ihrer trägen Massigkeit und scheinbaren Verletzlichkeit nicht unterschätzt werde. Die Kühe riechen und anfassen zu können, hieß insbesondere, über deren Präsenz zu kommunizieren, also eine verständliche und starke Zeichensprache zu verwenden ohne eindeutig und durchschaubar eine Aussage zu machen. Die Kuh in diesen Kontext zu bringen war eine deutliche und zugleich spielerische Geste.

Durch ihre Aktion stießen die Autoren das Nachdenken darüber an, ob selbst organisierte innerstädtische Agrarwirtschaft eine Option für Toxteth sein könnte – ein pars pro toto der Frage, wie Brachflächen jenseits der üblichen Aufwertungsstrategien nutzbar gemacht werden können. Das Potential der Flächen wurde beispielhaft skizziert und für einen Moment erlebbar gemacht. Inwiefern Schlussfolgerungen gezogen werden, das liegt nun bei den Anwohnern (vgl. hierzu auch das Editorial von ARCH+ 173 Shrinking Cities).

Ausführliche Dokumentation der Performance auf www.theudderway.info.