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ARCH+ news

Capital Architecture - Investigations into the Production of Space

Austellung im / Exhibition at the
LUCA Luxembourg Center for Architecture
1, rue de l’Aciérie, Luxembourg-Hollerich
9.11.–15.12.2018

Zum 200. Geburtstag von Karl Marx untersuchen Robert Thum (Hochschule Trier) und Harald Trapp (University of East London & TU Wien) die Relevanz marxistischer Theorie für die Analyse von Architektur heute. Die Ausstellung capital architecture im LUCA zeigt vom 08.11.–15.12. am Beispiel von London die Aktualität dieser Verbindung durch Video-Interviews und eine Fotoserie.

ARCH+ hat sich diesem Thema in den Ausgaben ARCH+ 232: An Atlas of Commoning: Orte des Gemeinschaffens und ARCH+ 231: The Property Issue – Von der Bodenfrage und neuen Gemeingütern ausführlich gewidmet.

London, wo Marx den größten Teil seines Lebens verbracht hat und begraben ist, leidet unter der größten Wohnungskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese ist Ergebnis einer neoliberalen Politik, die den Wohnbau und den öffentlichen Raum privatisiert und der Spekulation überlassen hat. Selbst die eigene Wohnung, das "home", ist zum Kapital geworden. Architektur ist nicht nur Ware, sondern Investition und muss Rendite erwirtschaften. Dies führt zu einem eklatanten Mangel an leistbaren Wohnungen und zu einer Veränderung des städtischen Raums: Neoliberale Architektur ist an Konsum orientiert und nicht an ihrem Gebrauchswert für die Öffentlichkeit.

Diese Problematik, die zunehmend auch deutsche Städte erreicht, wird in Video-Interviews mit der Journalistin Anna Minton und dem Architekturtheoretiker Douglas Spencer diskutiert. Patrik Schumacher, Chef des Büros Zaha Hadid Architects, das mit mehr als 400 Architekten weltweit aktiv ist, erklärt, warum er vom Marxisten zum Verfechter eines "Anarcho-Kapitalismus" geworden ist. Eine antikapitalistische Gegenposition vertritt der italienische Soziologe Massimo De Angelis, einer der wichtigsten Theoretiker der Commons-Bewegung. Der Trierer Soziologe Alois Hahn stellt Bezüge zwischen Marx, seiner Herkunft und seiner Geburtsstadt her. Mario Carpo, Professor an der Bartlett School of Architecture, diskutiert den marxistischen Begriff der Entfremdung im Verhältnis zu digitalen Produktionsmethoden wie "mass customization".

Eine Fotoserie von Immo Klink zeigt Mitglieder und Räumlichkeiten einiger der noch bestehenden "Working Men´s Clubs" in London, die zu Marx Lebzeiten aus der frühen Arbeiterbewegung hervorgingen und in denen seine Tochter Eleanor mit ihrem Freund William Morris, einem der Begründer der "Arts and Crafts", unterrichtet und agitiert hat.

Capital Architecture wird kuratiert, organisiert und gestaltet von Prof. R. Thum, Hochschule Trier, und Dr. H. Trapp, Leiter des Masterstudiengangs Architektur an der University of East London. Die Ausstellung, die im Mai in der Europäischen Kunstakademie Trier gezeigt wurde, findet in Kooperation mit ARCH+ statt. 

www.luca.lu/expositions/capital-architecture